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Besprechung für Die Dinge beim Namen

bheym Keine Kommentare Kommentar hinzufügen
Besprechung:

„Die Dinge beim Namen“ fängt das Dorfleben von seiner eher skurrilen Seite gekonnt ein. Und dies in einer dramaturgisch durchkomponierten Weise. Indem in jedem der 12 Kapitel die Perspektive einer Person – mal jung, mal alt, mal weiblich mal männlich, mal dominant, mal unterwürfig – aus dem Dorf eingenommen wird, entfalten sich die Vorgänge nach und nach, insbesondere in Form von vielen Rückblenden, etwa Kindheitserinnerungen oder zum Unterhaltungsabend des Musikvereins im Jahre 1984, der eine Art Kulminationspunkt ist.

Es wird geredet, getrunken, gefeiert, es wird aber auch viel verschwiegen, es liegt das eine oder andere im Busch, manchmal wird auch geprügelt, und das nicht nur unter Kindern. Das Romanpersonal ist – ungeachtet eines komplexen Gestrüpps aus Verwandtschaft und Verschwägerung – vielfältig und geschickt zusammengestellt, es entstehen interessante Dynamiken, und es ist erhellend, in die Innenwelt der Figuren und in ihre Verstrickungen einzutauchen. Das Lokalkolorit des namentlich nicht genannten 500-Seelen-Dorfes nahe einer grösseren Stadt – deren Name und auch die Verortung des Dorfes lassen sich aber erschliessen – kommt durch zahlreiche mundartliche Einsprengsel verstärkt zur Geltung.

Der Graben zwischen Stadt und Land scheint recht stark überzeichnet. Während aus dem städtischen Umfeld zugezogene Bewohner Rindslederschuhe tragen, Hochglanzmagazine lesen und in farblich abgestimmter Outdoor-Kleidung auf die umliegenden Hügel kraxeln, wähnt man sich bei dem Dorf und seinen alteingesessenen Einwohnern teils im letzten Jahrhundert.

Auch wenn der Plot am Ende etwas konstruiert anmutet und der ansonsten kompakte und fein gezeichnete Roman ein wenig überfrachtet ist mit stereotypen und skurrilen Elementen, ist die Lektüre aber doch ein schönes Leseerlebnis.

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