Kapitel 2 «Das Denken ist beim Malen das Malen»
Eine interessante Zwischenbemerkung, der einen Grundsatz der Ästhetik Richters aufgreift. Autonomie des Malens, jenseits aller konzeptionellen Vorstellungen, die beim Beginn eines Gemäldes den Künstler beschäftigen mögen. Zentral ist aber nicht nur der sich verselbständigende Malprozess, sondern das Innehalten, das Sehen – eine Arbeit, die prinzipiell auch der Kunstbetrachter leisten muss, von daher die interessante, von Richter propagierte Gleichstellung von Produzent und Konsument. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Künstler entscheiden kann/muss, wie und ob der Mal-Prozess fortgesetzt wird. – Zweite skizzierte eine prekäre Position des (jungen) Künstlers zwischen Avantgarde, die durchaus mit gesellschaftspolitisch subversiv aufgeladenen Momenten spielt, und Affirmation. Der Balanceakt ist aufgegangen, könnte man retrospektiv argumentieren, Richter hat sich nicht vereinnahmen lassen. Dazu beigetragen hat bestimmt auch die schwer zu fassende Heterogenität schon in seinem frühen Schaffen.