Kapitel 12 (Tamara)
Dieses Kapitel ist der Jugendliebe Tamara gewidmet. Die Erinnerung beschwört die erste Begegnung herauf, reglos, wie eine mythologische Figur erscheint das Mädchen dem 16-jährigen Vladimir an einem Julinachmittag im Wald. Die Reglosigkeit, das zeigt sich so gleich, ist aber der Vorbereitung zu einem profanen Bremsenschlag geschuldet, und das Bild, jetzt mit drei Mädchen, gerät wieder in Bewegung.
Die beiden verliebten Teenager streifen durch die Parks der Nabokovschen Anwesen, nur gelegentlich von neugierigen Blicken verfolgt. Vladimir sucht sie auch nach Einbruch der Dunkelheit auf, die Radlampe beleuchtet den Weg. Dann nur noch Rauschen der Linden und das Rieseln der Regenrinne.
Der markante Wechsel nach St. Petersburg, der Verlust der «Waldessicherheit» setzt der jungen Liebe zu. Jetzt wandern die beiden in einem Gefühl der Heimatlosigkeit durch die Stadt, auf der Suche nach einem Zufluchtsort, den sie in einer ganzen Reihe von Museen, in abgelegenen, unpopulären Räumen, finden, die der Autor akribisch aufzählt. Wir erfahren viel von der hauptstädtischen Museumslandschaft, wenig von Tamara. Noch einmal verbringen sie einen Sommer voll Innigkeit zusammen im Süden St. Petersburg, aber dann trennen sich die Wege. Tamara stammt aus einer anderen Gesellschaftsschicht, sie muss arbeiten gehen.
Für den Autor sind dann eine Zeitlang der Verlust der Heimat mit der Oktoberrevolution und der Verlust der Jugendliebe synonym, auch wenn strikt genommen wohl das eine mit dem anderen nicht viel zu tun hatte (p. 330). Der Schluss des Kapitels zeigt uns den 19-jährigen Helden auf der Krim, der ersten Station des Exils, wie sich weisen wird.