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Stelle:
„In meiner von zu Hause aus übernommenen viktorianischen Zimperlichkeit vermied ich es sogar, von ‚Bein‘ und von ‚Hosen‘ zu sprechen.“
Anmerkung:
Der Ich-Erzähler als Gymnasiast, guter Schüler, aber Turnen ist das Fach, das er gar nicht mag. Weil er seinen Körper nicht mag, sich nicht gern bewegt und ihn am liebsten ignoriert. Schwieriges Unterfangen, aber er tut alles dafür, das Körperliche und erst recht das Sexuelle auszublenden, sogar in seinem Wortschatz. Er sieht sich als distinguierter Zuschauer des Lebens, da stört ein Körper nur.
Interessant finde ich dabei, dass diese viktorianische Zimperlichkeit vor allem auf ihn selbst abgefärbt zu haben scheint und nicht auf seine Mitschüler, die sich alle zumeist ganz unverkrampft-normal zu verhalten scheinen. Dabei ist doch seine These, dass seine „Gebrechen“ ein Ergebnis der ihn umgebenden bürgerlichen Welt ist – dann müsste es seinen Schulkollegen doch ähnlich ergehen. Mir scheint, dass er solche Inkonsistenzen nicht wahrnimmt.
ja, das ist zweifellos eine Schwäche des Texts. Der Autor betont immer wieder, dass es sich bei ihm um einen exemplarischer Fall handelt. Dann müsste doch in seinem Umfeld mindestens der eine oder die andere ähnliche Tendenzen aufweisen. – Später gibt er zu, dass es in seinem Elternhaus vielleicht schon ein bisschen extremer zuging mit der Lebensfeindlichkeit als anderswo, aber er versucht das auf einen quantitativen, und nicht auf einen qualitativen Unterschied zu reduzieren. Zweifelhafte Argumentation. –
Wenn es an seinem Elternhaus liegt, wäre es interssant gewesen zu erfahren, wie es seinem Bruder ergangen ist. Bezeichnenderweise erwähnt er ihn im Verlauf nie wieder, so dass man annehmen muss, dass dieser auch nicht gerade seine Theorie stützt.