„Solange ich mir sagen konnte, dass ich normal sei, glaubte ich nicht, mir ernstlich Sorgen um mich machen zu müssen. Unter dieser Normalität konnte ich mir aber keine andere als bürgerliche Normalität vorstellen, und innerhalb dieser altvertrauten Norm war ich tatsächlich leidlich normal.“
Keine Freunde, keine Hobbies, keine Aktivitäten ausserhalb von Uni und Elternhaus, durchgehende Passivität: das dehnt den Begriff der „bürgerlichen Normalität“ schon etwas.
Man würde ja dann erwarten, dass es im Umkreis der Familie an Zürichs Goldküste viele junge Männer und Frauen gibt, denen es ähnlich geht. Bislang lesen wir davon nichts.
Natürlich kann man Elemente einer „bürgerlichen Normalität“ in dieser Familie ausmachen: Sex als Tabuthema; grundsätzlich positive Haltung zur Kirche, solange nicht Gott oder Religiosität ins Spiel kommt; Kommunikationslosigkeit in der Familie; Geld hat man, darüber redet man nicht; ein ausgeprägtes, aber verhohlenes Klassenbewusstsein; der Kommunismus und alles Linke ist Böse; immer Anstand und Form wahren etc. Aber zur Normalität gehört halt auch, dass diese Haltungen immer wieder unterlaufen werden, dass sich die Vitalität dann doch Bahn bricht, in mehr oder minder tolerierten Formen. Das passiert aber in dieser Familie nicht.