„Er erkennt im Kuzari zuallererst das perfekte Sujet für die Einführung des Begriffs des philosophischen Lebens und für die Verhandlung des Vernunftgesetzes.“
Merkwürdige Strategie, die Meier hier Strauss unterstellt. Anhand der Interpretation einer mittelalterlichen Dichtung, die den (jüdischen) Glauben verteidigt, will Leo Strauss seinen Begriff des „philosophischen Lebens“ etablieren.
Das Problem dieser Strategie: um mit Autorität über das philosophische Leben zu reden, muss da nicht einer selbst Philosoph sein? Aber der „Kuzari“ zeichnet sich durch scharfe Kritik an der Philosophie aus. Ist der Autor Halewi also kein Philosoph, sondern ein Philosophie-Gegner? Aber wie kann ein Gegner glaubwürdig über das philosophische Leben berichten?
Das ist nur dann nicht möglich, wenn man von einer scharfen Trennung von Philosophie und Glauben ausgeht; dies scheint allerdings hier eine Grundannahme zu sein, vgl. auch p. 19/20. Aber selbst wenn man das zugibt: warum soll sich ein Philosoph nicht zum Glauben bekehren können, und dann aus seinem eigenen früheren Leben als Philosoph berichten?
Strauss scheint zu argumentieren, dass ein genuiner Philosoph nicht konvertieren kann. Und wenn er konvertiert, war er kein genuiner Philosoph.