Der Mensch als von Natur aus kooperatives und politisches Lebewesen

Implikationen eines Dialogs zwischen Aristoteles und Michael Tomasello für eine interdisziplinäre Erforschung menschlicher Kognition.

Autor: Benjamin Reimann

D I S S E R T A T I O N

Zitierfähige Url:https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-720593

SEITE: 81 ad.valsan 1 Kommentar
Stelle:

Somit kommen wir zur zweiten Frage, warum es gerade ein einziges Artmerkmal geben
soll. Zunächst sei angemerkt, dass es kein Problem darstellt, wenn es mehrere Merkmale
geben sollte, die den Menschen vom Schimpansen unterscheiden. Ganz offensichtlich gibt
es sogar mehrere. Menschen haben weniger Körperbehaarung, sie besitzen als einzige
Spezies überhaupt Ohrläppchen und ihre Augen sind, abgesehen von der Iris, weiß. Doch
die eigentlich relevante Frage für diese Arbeit und die kognitive Anthropologie ist, in
welcher Hinsicht sich Menschen und Menschenaffen kognitiv unterscheiden. Darauf zielen
auch Tomasellos Überlegung ab und daraufhin sind seine Forschungen konzipiert. Eine
differenzielle Anthropologie muss hierbei die Perspektive der Forschung beachten. Die
Anatomie oder andere anthropologische Disziplinen mögen andere Artunterschiede
feststellen, doch den Kognitionswissenschaften geht es nun einmal per Definitionem um
den wesentlichen kognitiven Unterschied zwischen dem Menschen und seinem nächsten
biologischen Verwandten.

Anmerkung:

Diese Erläuterung von R hat mir geholfen, Ts Argumentation mit weniger Widerstand zu begegnen. Als Psychologe nimmt T eben eine kognitive Perspektive ein, was sich mit meiner (umfassenderen) biologischen Perspektive gebissen hat. Der Untertitel von Ts Buch (eine Theorie der Ontogenese) finde ich aber immer noch als anmassend, ehrlicher wäre: eine Theorie der kognitiven Ontogenese.

Subscribe
Notify of
1 Kommentar
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
bheym

Ja, denke auch, dass der etwas bescheidenere Titel „kognitive Ontogenese“ angemessener gewesen wäre. Andererseits könnte ein Tomasello auch argumentieren, dass die kognitiven Unterschiede zwischen Menschen und Menschenaffen die interessantesten und relevantesten sind, weil sie für die Entwicklung als gewichtiger angesehen werden können als Körperbehaarug, Ohrläppchen oder Augenfarbe. Zu den anderen Unterschieden könnte man also geneigt sein zu sagen: geschenkt.

Abonnieren Sie den «Buch im Fokus» - Newsletter

1
0
Would love your thoughts, please comment.x
()
x