Der Mensch als von Natur aus kooperatives und politisches Lebewesen

Implikationen eines Dialogs zwischen Aristoteles und Michael Tomasello für eine interdisziplinäre Erforschung menschlicher Kognition.

Autor: Benjamin Reimann

D I S S E R T A T I O N

Zitierfähige Url:https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-720593

SEITE: 106 ad.valsan 2 Kommentare
Stelle:

Die Frage nach der Wirkursache der Kooperation ist also eindeutig die Frage nach der
Evolutionsgeschichte des menschlichen Leibes im Hinblick auf seine Veranlagung zur
Kooperation und genau diese versucht Tomasello in seinen Naturgeschichten zu
rekonstruieren. Auf bemerkenswerte Weise greift er dabei jedoch nicht auf
materialursächliche Studien zurück, bemüht beispielsweise die Evolutionsgenetik oder
zitiert paläoanthropologische Studien. Nein, er stellt seine Evolutionshypothese aufgrund
von Verhaltensstudien auf, welche formursächlich die kooperative psychische Natur des
Menschen im Vergleich mit Primaten durch die Gestalt ihrer kooperativen (respektive
kollaborativen) Handlungen untersucht. Das Ergebnis ist uns bereits seit dem zweiten
Kapitel dieser Arbeit bekannt und wurde auch bereits ausführlich diskutiert: Nur Menschen
haben die Fähigkeit der geteilten Intentionalität.

Anmerkung:

Im Gespräch mit Berthold sowie im Rahmen von wechselseitigen Anmerkungen & Kommentaren im Blog stossen wir beide immer wieder an den in Ts Ausführungen fehlenden Erläuterung zu genetischen Anpassungen, sowohl aus phylogenetischer wie ontogenetischer Perspektive.

Den genaueren Zusammenhang bzw. die Spezialität von Ts Vorgehen wurde mir erst durch Rs Darlegung klarer.

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Moritz T.

Auch Reimann würde also an dieser Stelle erwarten, dass T hier zur „Materialursache“ vorstösst – ganz ähnlich wie Du, Antonio, der eine evolutionsgeschichtliche Herleitung für die kollektive Intentionalität antizipiert hat… die sich aber bei genauerem Hinsehen nicht im Detail finden lässt.

vgl auch die Fussnote hier, p. 88

229 „In Kolloquien und Seminaren zu Tomasello stellt sich derzeit immer wieder die Frage, ob Tomasello uns eine Evolutionsgeschichte liefert, wie seine Büchertitel es suggerieren, oder er eigentlich eine Art Bedinungsanalyse für die Möglichkeit menschlicher Kognition entwirft. Wir kommen auf diese Fragen im Verlauf der Untersuchung zurück.“

Last edited 3 years ago by Moritz T.
bheym

Ja, ich empfinde es auch als angenehme Bestätigung, dass jemand, der sich eingehend mit T befasst hat, hier zum selben Eindruck kommt wir unsereiner, nämlich dass T interessante/fundamentale Fragen umgeht oder jedenfalls nicht auf sie eingeht, indem er sich gänzlich auf seine Verhaltensforschung konzentriert.

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