Wie kamen die Schweizer zu ihrem Reichtum? Wie wurden aus diesem Volk der (Berg-) Bauern eines der reichsten Länder der Welt? Alex Capus zeichnet in 10 Portraits von Erfindern und Firmengründern exemplarisch nach, wie Schweizer im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu Einfluss, Wohlstand und Weltgeltung kamen. Es ist gleich anzumerken, dass diese Schweizer meistens keine waren – viel eher waren sie arme Migranten, die sich mit Fleiss und Erfindungsgeist durchzusetzen verstanden.

Capus ist ein begabter Erzähler, der die Auftritte seiner Patriarchen effektvoll zu inszenieren vermag. Die Firmengeschichten verbinden sich im Hintergrund auch immer wieder (wenn beispielsweise im Portrait Emil Bührles die Rede auf den Kauf von Bally durch Bührle Oerlikon kommt); es entsteht ein Panorama der heroischen Zeit der Schweizer Industrie, das mit leichter Hand viel Wissenswertes und auch Amüsantes vermittelt. Dem Autor ist durchaus auch ein didaktisches Talent zu bescheinigen.

Die Portraits sind von recht unterschiedlicher Intensität; das liegt zuweilen an der dürftigen Quellenlage, so beim ältesten der portraitierten Patriarchen, dem Bankengründer Johann Jacob Leu. Capus entschädigt den Leser mit einer bitterbösen Skizze Zürichs Mitte des 18. Jahrhunderts. Aber man hätte schon gern etwas mehr über den offensichtlich graphomanisch veranlagten Staatsdiener Leu erfahren. Bei anderen Portraits kann man sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass der Autor kein rechtes Interesse für seine Helden aufbringt; Fritz Hofmann-La Roche und Henri Nestlé etwa bleiben eher blasse Figuren. Capus setzt auf Knappheit, und das scheint prinzipiell ein kluges Konzept bei zehn Portraits. Nur verlagert sich der Fokus dann gelegentlich von der Vita der Patriarchen auf die Firmen, die sie gegründet haben, und es bleiben viele Fragen zurück, denen man gern weiter nachgeht. Aber natürlich ist das allein schon ein Verdienst dieses Buches, in dem Capus immer wieder auch seine Sprachkunst unter Beweis stellt.