Kapitel 3: Soziale Kognition
Über weite Strecken komme ich mir vor, als würde ich das Einleitungskaptels einer Dissertation lesen: Es wird viel Fachwissen vorausgesetzt. Wie es sich für wissenschftliche Texte gehört, werden die Ideen, Hypothesen und Resultate anderer Autoren nicht nur verwendet, sondern es wird auf diese Autoren verwiesen – und zwar im Haupttext. Aber will das vorliegende Buch eine wiss. Publikation sein? Wären Fuss- oder gar Endnoten nicht angebrachter?
Gerne verweist Tomasello auch auf eigene Arbeiten und schliesst dann manchmal Sätze in der Ich-Form an, was die Ambivalenz bezüglich des Zielpublikums anzeigt.
Wohl bedingt durch sein fundiertes Wissen schafft Tomasello es nicht, komplexe Sachverhalte herunterzubrechen, sie also schrittweise und mittels einfacher Sätze zu erläutern. In einem mich zwanghaft anmutenden Schreibstil muss er mittels Nebensätzen und Klammerbemerkungen immer sofort Nebenfaktoren, Sonderfälle, Präzisierungen einfügen, so dass extrem verschachtelte Sätze entstehen. Die erschwert die Lesbarkeit ungemein. Vgl. Anmerkung zu Seite 120.
Es passiert mir immer wider, dass ich bei solchen Satzmonstern ausklinke, mit den Augen nur noch über den Text gleite und erst wieder nach dem nächsten Punkt ‚gedanklich‘ einzusteigen versuche.
Ich stimme hier weitgehend zu. Die Darstellung ist teilweise mangelhaft, die Sätze mitunter unlesbar, selbst die Strukturierung der Unter- und Unter-Unterabschnitte ist nicht selbsterklärend. Auch sind die Begriffe nach wie vor immer mal wieder unscharf bzw. werden unsauber verwendet. Ein Problem liegt, wie jemand schon weiter oben erwähnt hat, in der nicht immer glücklichen Übersetzung. Mir kommt es so vor, als würde der Übersetzer sonst Belletristik übersetzen, nicht aber anthropologische Sachbücher. Darüber hinaus wurde das Buch streckenweise nicht gut lektoriert.