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Stelle:
Zeitlebens kinderlos geblieben, leistete er sich mit Ehefrau Leonore in den letzten fünfzehn Jahren seines Lebens den grossbürgerlichen Traum jener Zeit – er verbrachte die Sommermonate jeweils im mondänen Luzern und den Winter an der Côte d’Azur, wo er in Cannes eine schöne Villa besass
Anmerkung:
Good for him. Einer der wenigen Patriarchen, der den Ausstieg rechtzeitig geschafft und sich was gegönnt hat.
(Mondänes Luzern 1927. Das kann man ich fast nicht vorstellen…)
Zugleich war er auch erschöpft und gezeichnet von seinen Anstrengungen. Vielleicht ist das Erzählmuster Capus‘ – Patriarchen alle vorzeitig verbraucht – aber auch ein wenig zu relativieren: die Lebenserwartung war im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts einfach noch deutlich tiefer, und verausgabt haben sich beispielsweise auch Fabrikarbeiter – mit 60 war „man“ wohl einfach ein alter Mann. – Ja, Luzern wirkt heute sehr bieder, aber der See und die Berge mussten schon eine Anziehungskraft gehabt haben.
Stimmt, im 19. Jahrhundert waren die Lebenserwartungen natürlich noch nicht mit heute zu vergleichen.
Und wegen Luzern: der See und die Berge haben auch heute noch eine starke Anziehungskraft. Aber mondän kann ich mir Luzern doch nicht vorstellen.