Der Mensch als von Natur aus kooperatives und politisches Lebewesen

Implikationen eines Dialogs zwischen Aristoteles und Michael Tomasello für eine interdisziplinäre Erforschung menschlicher Kognition.

Autor: Benjamin Reimann

D I S S E R T A T I O N

Zitierfähige Url:https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-720593

SEITE: 125 bheym 2 Kommentare
Stelle:

„Diese neuartige soziale Umwelt des Menschen ist spätestens im Zuge der kulturellen Wende so einflussreich geworden, dass sie selbst selektiven Druck auf ihre Bewohner auswirken kann und nach Kriterien kultureller Angepasstheit selektiert.“

Anmerkung:

Die Botschaft ist, dass die Kultur eine weitere Ebene der Evolution ist, als solche wirkursächlich ist – BR nennt dies auch die Eigenwirksamkeit der Kooperation – und in der Lage ist, ihrerseits selektiven Druck zu erzeugen, der dazu führen kann, dass wenig angepasste Kulturgruppen dezimiert werden und schließlich ganz verschwinden. In Fußnote 330 auf derselben Seite setzt BR den kulturell erzeugten selektiven Druck mit evolutionärem Druck gleich. Darf er das? Ich denke: nein. Evolutionärer Druck meint genetisch Anpassung. Kultureller Druck meint kulturelle Anpassung, also Übernahme von kulturellen Praktiken, Normen, Konventionen usw. Letzteres basiert nicht notwendigerweise auf genetischer Anpassung.

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christina.ausderau

Ich glaube, R versteht evolutionär weiter als nur genetisch, beinahe metaphorisch als „sich Durchsetzen des jeweils Angepassteren/Wirkmächtigeren“

Moritz T.

Interessante Stelle, habe die für mich auch markiert. Inwieweit beeinflussen Faktoren, die nicht genetisch reflektiert werden, die Entwicklung des Menschen (oder dann auch anderer Lebewesen)? Seit der Jungsteinzeit hat sich die Art und Weise, wie sich die Menschen organisieren, enorm verändert, in einer Zeitdauer, die sehr kurz scheint im genetisch-evolutionären Horizont, so dass nur der Rückgriff auf epi-genetische und „kulturelle“ Faktoren bleibt, die sich vielleicht erst langfristig in genetischen Veränderungen niederschlagen.

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