SEITE: 134 ad.valsan 2 Kommentare
Stelle:

Diese Darstellung der frühen Ontogenese … Entwicklungsveränderung oder -transformation (siehe Rakoczy, 2015).

Anmerkung:

Ich habe Literatur zu Tomasello gesucht, die sich mit seiner Forschung bzw. seinen Denkmodellen auseinandersetzt. Um diese Literatur zu verstehen, musste ich mich in Dispute zwischen Entwicklungspsychologen einlesen, die divergierende Erklärungsansätze bezüglich der evolutionären Entstehung der spezifisch menschlichen Merkmale verfechten.
Im zitierten Abschnitt lässt Tomasello diese unterschiedlichen Ansätze anklingen. Unter der Annahme, dass sich Tomasellos Buch an ein gebildetes LAIENpublikum wendet und nicht an Entwicklungspsycholog*innen,  ist es nicht verständnisfördernd, solche Dispute anklingen zu lassen. Termini wie ’nativistisch‘ und ‚konstruktivistisch‘ werden in diesen Disputen mit einer Fachgebiet spezifischen Bedeutung verwendet, aber diese kennt doch das LAIENpublikum nicht (und Tomasello erläutert sie nicht). Mit solchen Einschüben verliert Tomasello einfach seine Leser*innen.

Bei der Durchsicht dieser Sekundärliteratur bin ich auch auf eine sprachliche Lösung bezüglich Tomasellos (mich und Moritz) störende Rede von ‚einzigartig‘ gestossen: Diese Autoren reden von ’spezifisch menschlichen‘ Eigenschaften oder Merkmalen oder ontogenetischen Entwicklungsschritten.

Im zitierten Abschnitt verwendet Tomasello die Bezeichnung ‚objektive Perspektive‘ und zwar ohne Anführungszeichen. Was soll man darunter verstehen? In vorangehenden Abschnitten, in denen er über die Perspektivenübernahme Dritter spricht, steht ‚objektiv‘ noch in Anführungszeichen. Irgendwo spricht er von der Vogelperspektive. Das ist für mich eher ein Schwadronieren, denn ein Vereinfachen für ein Laienpublikum.

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bheym

Auch hier stimme ich zu.

Die Darstellung ist für ein Laienpublikum nicht wirklich geeignet und teilweise verwirrend. Ich habe den Eindruck, dass das Buch nicht stringent von Anfang bis Ende durchdacht und geschrieben wurde, sondern dass es letztlich das Ergebnis von vielen Papers und Forschungsarbeiten ist, die zu diesem Buch zusammengefasst, mitunter zusammengestückelt wurden, auch wenn einige Mühe auf dieses Buch verwendet wurde – am Ende aber doch etwas halbherzig.

Die Begriffsverwendung ist auch aus meiner Sicht streckenweise abenteuerlich. Die Übersetzung verstärkt diesen Eindruck wahrscheinlich.

Moritz T.

Objektivität ist ein grosses und komplexes Thema. Als Leser ist man da tatsächlich etwas ratlos, und muss sich mit einem vorläufigen, mutmasslichen Objektivitätsbegriff des Autors begnügen. Man gibt dem Autor hier Kredit und dort Kredit, um sich eine einigermassen stringente Lektüre zu ermöglichen, die Autorenschuld akkumuliert sich… – Nichtsdestotrotz: ich fand die Schilderung der Experimente erhellend, die zeigen, wie ein kleines Kind allmählich die Widersprüchlichkeit von Perspektiven entdeckt.

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