„In ihrem Briefwechsel mit Gershom und vermutlich auch in ihren alltäglichen Äusserungen verwendete Betty den Begriff ‚Gojim naches‘, das deutsche Juden normalerweise mit ‚G.N.‘ abkürzten. Der Ausdruck bedeutet wörtlich gojische Vergnügungen und bezeichnet etwas, das Nichtjuden als unterhaltsam empfinden und Juden kalt lässt. Diese Einstellung hatte sich aus der Erfahrung vieler Generationen gebildet und entsprach einem defensiven Snobismus (…).“
Betty Scholem tut sich schwer mit ihrer nicht-jüdischen Schwiegertochter Emmy, Werners Frau. Die jüdische Identität impliziert eine Abgrenzung von Nicht-Juden. „Gemischte Ehen blieben umstritten, sogar bei Juden wie den Scholems, die sich selbst als Bestandteil der deutschen Gesellschaft sahen.“ (p. 177). Assimilation bei gleichzeitiger Wahrung oder auch (nicht religiöser) Entwicklung der eigenen Identität. Gut beschriebene Ambivalenz auf diesen Seiten, vor dem Hintergrund eines nicht nur latenten Antisemitismus‘.