SEITE: 229 Moritz T. Keine Kommentare
Stelle:

„Frisch gestählt entstieg er dem Stahlbad als transzendentes Wesen. Das gelang ihm vor allem deshalb, weil die Arbeit an der Tora, die Verschriftlichung seines Willens, längst einen Abstraktionsprozess in Gang gesetzt hatte: Gott war Wort geworden. Er avancierte zum intellektuellen Prinzip.“

Anmerkung:

Sind nicht alle Götter „transzendente Wesen“?  Jahwe aber wird zunehmend  weniger fassbar im Alltag. Die Kapitel ab p. 230 sind in dem Zusammenhang interessant, und einleuchtend: Im Alltag herrschen verschiedene religiöse Gewohnheiten, Archäologen fördern Zeugnisse von pluriformer Religiösität zutage. In den „Königen“ (2. Buch, 23) wird berichtet, dass Josia Götzenpriester absetzte, und unter anderen  das Bild der Göttin Aschera aus dem Haus des Herrn entfernen liess. Die Berufung auf die Tora wird wichtiger.

Die Beseitigung dieser Pluralität in Juden- und Christentum und die Unterordnung unter einen Gott ist eine faszinierende Leistung. Im Christentum legen die vielen Heiligen nochmals Zeugnis ab von diesem Bedürfnis nach fassbaren Idolen, die im Alltag eine Rolle spielen.

Die Autoren argumentieren, dass die im Ton so ganz anders gearteten Psalmen das Bedürfnis nach unmittelbarer Ansprache, nach Hilfe im Alltag abdecken. „Gott wird multifunktional. Das ist eine der Meisterleistungen der hebräischen Bibel und Teil ihres Erfolgsgeheimnisses, dass es ihr gelang, intellektuelle und intuitive Religion zu verschmelzen.“ (p. 335) Wie aber gelingt dieser Spagat? Wie bringen die Menschen die Gottesbilder in Übereinstimmung?

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