«Wenn die hebräische Bibel den Tod die längste Zeit für kein Thema hält, das besondere Aufmerksamkeit verdient hätte, liegt das also daran, dass der Tod kein neues Mismatch-Phänomen, sondern ein altes Faktum war, mit dem sich die Menschen seit Urzeiten arrangiert hatten. Der Tod war eine grosse Selbstverständlichkeit des Lebens.»
Spät wird der Tod im alten Testament zum Thema. Das ist aus heutiger Perspektive erstaunlich… Tod respektive Himmel und Hölle scheinen zentral für die christliche Religion. Im Alten Testament steht aber die Bewältigung des Lebens im Vordergrund. Jahwe war immer ein ‚Gott des Lebens gewesen‘, kein ‚Gott des Todes‘ (p. 359).
Zugleich betonen die Autoren, dass die alltäglichen Dinge, mit denen sich insbesondere die Frauen herumschlagen, auch nicht Thema des Alten Testaments sind. Was ist denn zentral? Die Abwendung der Katastrophen, Schutz vor Feinden, die Kohäsion in der Gruppe. – Warum wird dann der Tod respektive das Leben nach dem Tod doch noch wichtig? Im Leben scheint sich gottesfürchtiges Gebaren nicht immer auszuzahlen, was schwer zu vermitteln ist… «Der Tod wird zur letzten Hoffnung auf Gottes Gerechtigkeit.» p. 349, und „Der Kampf gegen die alte intuitive Religion hatte ein Vakuum in Sachen Jenseits produziert.“ (p. 361)
Strategiewechsel: das Todesreich wird wichtig für Jahwe, in Daniel, 12 ist erstmals von einem Wiedererwachen der Toten die Rede, von „ewigem Leben“ für die einen, von „ewiger Schmach und Schande“ für die anderen.