SEITE: 338 Moritz T. Keine Kommentare
Stelle:

„Und so ist es begreiflich, dass die tiefe Faszination, die von dem Bild des sich den Dämonen ausliefernden, hilflosen Erlösers im Sabbatianismus ausgeht, direkt zum Nihilismus führte.“

Anmerkung:

Unnachahmlich, wie Scholem hier Sabbatai Zwi porträtiert: als Manisch-Depressiven, der seine Messiasrolle eher widerstrebend annahm, nachdem sein Prophet Nathan ihn quasi eingeweiht hatte, und der am Ende zum Islam konvertierte. Diese unfassbare Volte erzeugte erst einen tiefen Glauben an den Messias und verhalf dem Sabbatianismus zu grossem Einfluss im Judentum. Scholem vergleicht Sabbatai Zwi mit Jesus Christus, natürlich unter Betonung der Unterschiede: Aber Apostasie und Kreuzestod wirkten paradoxerweise als Brandbeschleuniger für die Ausbreitung der Sekten, weil sie die Gläubigen vor eine absolute Wahl stellten.

In seinen manischen Phasen hatte Sabbatai Zwi antinomistische Züge gezeigt, gegen das rabbinische Judentum verstossen. Sicher liegen darin anarchische Züge; inwieweit aber führte die Apostasie des Messias „direkt zum Nihilismus“? s. Stelle p. 349

Marranen, sephardische Juden fühlten sich durch die Apostasie besonders angezogen – viele von ihnen hatten unter Gewaltandrohung zum Christentum konvertiert, ohne ihr Judentum abzulegen. Tat es ihnen jetzt nicht sogar der Messias gleich?

 

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