SEITE: 164 - 185 Moritz T. Keine Kommentare
Stelle:

Kapitel „Die tote Saison“

Anmerkung:

Der Vater trägt schwer an der Bürde des Kaufmannslebens in seinem Tuchladen; noch tief in der Sommernacht hängt er über den Büchern, als ein Geschäftsfreund die Aufwartung macht. Wer behält die Oberhand? Ein langes ernstes Ringen, man vermutet um Profit oder Verlust, setzt an, durchaus mit erotischen Untertönen – schliesslich ringen die beiden gar im Schlaf miteinander.

„Der Laden, der Laden, er war unergründlich.“ (p. 179) Hübscher Satz, aber es folgt ein hier etwas mechanisch wirkendes Ausgreifen ins Metaphysische, dem Tuch wird da einiges aufgebürdet, es soll sich dem Vater auch der „Sinn des Ladens“ (p. 180) offenbaren.  – Im Kontrast dazu steht der herrliche Leichtsinn und Schabernack der Gehilfen, die Schulz von Kafka übernommen hat, genauso wie die Verwandlung in ein Insekt, die bei Schulz allerdings der Vater erfährt, oder wohl vielmehr, auch das anders als bei Kafka, selbst herbeiführt.

Auch auf der anderen Seite der Literaturgeschichte finden sich Anklänge: haben die giftigen Pflanzen in Wolfgang Hilbigs „Alter Abdeckerei“ nicht ihre Vorgänger im hypertrophen, sich zu einem giftigen Ferment verdichtenden Unkraut im Hof des Tuchladens (p. 172)?

 

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