SEITE: 130 Moritz T. Keine Kommentare
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Erstes Kapitel „Hintergründe“

Anmerkung:

Die lurianische Kabbala wird als wichtige Wegbereiterin für den Sabbatianismus identifiziert. Scholem geht recht detailliert auf die komplexen Lehren Lurias ein. Obwohl Luria und seine unmittelbaren Schüler in Safed (Palästina) Wert auf Esoterik legten, verbreitete sich die lurianische Kabbala über die Jahrzehnte, vor allem nach Italien und Polen, wo der Lurianismus stark von lokalen Einflüssen geprägt war. Luria fasste das Exil (nach dem Trauma der Vertreibung aus Spanien 1492 ein höchst aktuelles Thema) nicht als Strafe, sondern als Mission von kosmischer Dimension auf. Denn die göttlichen Funken selbst sind nach dem Urdrama der zerbrochenen Gefässe im Exil und müssen wieder versammelt werden. Damit einher geht eine Selbstermächtigung: die Kabbalisten können die Erlösung mit herbeiführen, den Boden bereiten für den Messias; als Belohnung winkt eine Sonderbehandlung in der Apokalypse – nicht zu unterschätzender Anreiz für die Rekrutierung von Kabbalisten. Die Erlösung ist möglich und nahe, und sie hat eine irdische, sozialrevolutionäre Komponente. Scholem wirft einen Seitenblick auf ähnliche gelagerte chiliastische Tendenzen in den christlichen Kirchen, die von den Amtsträgern aus verständlichen Gründen bekämpft wurden, verneint aber einen starken Einfluss.

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