SEITE: 33-49 j.flickinger Keine Kommentare
Stelle:

Supermond

Anmerkung:

Ein Mann hat nur noch einige Tage bis zu seiner Pension zu arbeiten. Er beschreibt diese Zeit und, dass ihn die Kollegen und auch sein Umfeld schon kaum mehr wahrnehmen. Anfangs ist man geneigt zu denken „ja, wieder so einer, der nicht loslassen kann, weil er meint, er sei zu wichtig, um nicht mehr zum Erfolg der Firma beizutragen, obwohl er von gestern ist/scheint“. Als sich das Ganze aber ins Private zieht und seine Frau ihn plötzlich zu ignorieren scheint, ist man irritiert, fast mitleidig.

Am Ende ist es wieder eine Geschichte zwischen hier und dort, eine Parallelwelt. Der Protagonist ist tot, vielleicht schon beim Beginn der Erzählung, und muss selbst loslassen, um „gehen“ zu können. Er schaut von aussen auf seine ehemaligen Kollegen, seine Frau, wird immer schwächer, bis er eines nachts vom „Supermond“ (Anspielung auf das Licht, das ja häufig herangezogen wird, wenn es ums Sterben geht) fortgezogen wird.

Ich finde die Geschichte gut gemacht, weil der Aha-Moment sich fliessend einstellt. Neu ist die Perspektive natürlich nicht. Man findet das Wandeln der Geister, die noch aktiv am Leben teilnehmen viel in der lateinamerikanischen Literatur. Das Insistieren und laute Nachfragen des (toten) Protagonisten, das mit einer Reaktion der Lebenden einhergeht hat etwas Spirituelles, erinnert auch ein wenig an den Film „Ghost – Nachricht von Sam“. Eben, es ist kein neues Thema und auch keine neue Art der Herangehensweise, aber die Geschichte ist angenehm unaufgeregt und wenig emotional angelegt, was man als eine Umsetzung des „sanften Hinübergleitens“ sehen könnte.

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