Am Pferderennen (Zweiter Teil, Kapitel IV)
Frédéric meint endlich Rosanette erobert zu haben, „die Marschallin“, zuvor unter anderem auch Mätresse von Arnoux. Er fährt mit ihr in der Kutsche ans Pferderennen, das sie aus dem Gefährt beobachten. Brillant geschilderte Eindrücke (offenbar teilweise von Théophil Gautier übernommen, wie die Anmerkungen verraten) der Rennen wie auch der Zuschauer, in impressionistischer Manier: jedenfalls lassen einen die Szenen an Degas oder Renoir denken.
Es ist aber nicht nur ein Wettbewerb der Rennpferde, sondern auch der unterschiedlich ausgestatteten Kutschen, Kaleschen, Landauer, „Mylords“, „Breaks“, „Escargots“, „Berlinen“, die am Ende des Rennens bei einsetzendem Regen im Stau stehen. Man wirft Blicke von Kutsche zu Kutsche, macht Statusvergleiche; imponierende BMWs, bescheidenere Renaults.
Auf dem Rückweg beschmutzt seine „Berline“ einen Fussgänger, in dem Frédéric den Jugendfreund Deslauriers erkennt. Aber auch Frédéric und drei zentrale Frauenfiguren des Romans begegnen sich am Rennen: Schlüsselszene des Romans? Einst Annäherung an Mme Arnoux in der Kutsche, jetzt ein Bruch in der Beziehung von Kutsche zu Kutsche, herbeigeführt von der „Marschallin“, die – mit Frédéric an ihrer Seite – die Rivalin lauthals blossstellt. Mme Dambreuse sieht ihn mit der Mätresse.
„Da erinnerte sich Frédéric der nun schon fernen Tage, als ihn nach diesem unsagbaren Glück verlangte, in einem dieser Wagen zu sitzen, neben einer dieser Frauen. Ja, er besass dieses Glück, und er war nicht froher darum.“ (p. 286)
Die Zeit des jugendlichen Schwebens, des Träumens ist vorbei. In der Kutsche gefangen, festgelegt, den Blicken ausgesetzt.