„Aus dem Bericht von N.“
Aus dem inneren Kreis des Kremls: Gorbatschow wird in einem negativen Licht gesehen, er hat Osteuropa preisgegeben, die Sowjetunion, und Russland zu einer drittrangigen Macht gemacht. Enorme Spannungen in der KPdSU entluden sich im (gescheiterten) Putsch 1991. N. erzählt vor allem über den Marschall Achromejew, den einstigen Chef des Generalstabs und späteren Beraters und zugleich Widersachers Gorbatschows, der nach dem Putsch Selbstmord beging. N. glaubt nicht, dass Achromejew ermordet wurde, wie es Verschwörungstheoretiker kolportieren. Der Suizid war konsequent, die Sowjetunion war an ihr Ende gekommen, und der Marschall war ein Sowjetmensch durch und durch. Enorme Ressentiments gegen Gorbatschow, von dem N. aber ein recht differenziertes Bild zeichnet, aber auch gegen den Westen, den Kapitalismus. Die alte Garde der sowjetischen Führung dachte in erster Linie militärisch, sie war im Dauerkriegszustand gegen den Westen. – Die Ressentiments werden aber auch von vielen Russen geteilt, und die Sehnsucht nach sowjetischer Grösse ist auch dreissig Jahre nach dem Putsch virulent: Sie manifestiert sich in Putins Krieg gegen die Ukraine im Jahre 2022.