Besprechung für Graue Bienen
Andrej Kurkow begleitet den Frührentner Sergejitsch in seinem über weite Strecken einsamen Leben während einiger Monate im Jahre 2018 in seinem Haus in einem verlassenen Dorf in der grauen Zone im Donbass und auf seiner Reise durch die Südukraine auf die Krim, die er unternimmt, um seine Bienen zu retten. Kurkow tut dies auf seine gewohnt ruhige, lakonische und unprätentiöse Art, die Dinge schreiten ganz unaufgeregt voran. Da Sergejitsch nur wenig Gelegenheit zum Reden hat, wird man Zeuge von seiner Gedankenwelt, seinen Reflexionen, seinen Träumen und seinem sehr persönlichen Blick auf die Welt. Immer, wenn einem das Gefühl der Ereignisarmut zu beschleichen beginnt, wird man in Form von überraschenden Wendungen geradezu aufgeschreckt. Der Autor entführt seine Leser wieder einmal sehr gekonnt in eine so einfach wirkende ukrainische Lebenswelt, in der einem vieles so normal und alltäglich vorkommt, der es aber an Absurditäten und Grotesken nicht mangelt, und die voller Fingerzeige auf die komplexe historische und politische Gemengelage steckt.