Teil I
Wir schreiben das Frühjahr 1986, die radioaktive Wolke driftet von Tschernobyl gegen England. Roland ist eben ohne grosse Begründung von seiner Frau Alissa verlassen worden und bleibt mit Baby Lawrence allein zurück; der noch kaum publizierte Lyriker befindet sich in einer auch ökonomisch desparaten Situation. Von dieser Zeitebene blendet die Erzählung zurück in Rolands Kindheit und Jugend – im Mittelpunkt die sexuelle Initiation (aus heutiger Perspektive: der sexuelle Missbrauch) durch seine Klavierlehrerin. Im Hintergrund die Kubakrise, die der Teenager via Radio und Zeitungen verfolgt.
Alissa macht Halt bei ihren Eltern, wie sie Roland in einer Postkarte mitteilt. Anlass für eine Rückblende in das Nachkriegsdeutschland, wo sich Alissas Eltern kennengelernt hatten. Warum weiss Roland so gut Bescheid über diese Zeit? Die Schwiegermutter hatte Alissa und ihm ihre Tagebücher zugänglich gemacht, die von der Faszination für die Weisse Rose und den Blauen Reiter berichten. Das wirkt zunächst etwas aufgesetzt, gesucht – welche Funktion hat diese Ebene im Roman?
Sorgfältig, gekonnt erzählt, mit stimmigen Details und brillanten Formulierungen.