Besprechung für Lektionen
Die Geschichte von Roland Baines ist einerseits tragisch, andererseits auch nervig. Er ist eigentlich ein Versager, denn er macht nichts aus seinen Talenten, seinen Möglichkeiten. Leicht hatte er es nicht in seiner Kindheit, sich aber immer und immer wieder darauf zurückzubesinnen, sich davon nicht loseisen zu können, ist traurig.
Die anderen Figuren in diesem Roman sind spannend(er). Vor allem in der seiner Schwiegermutter, in dieser Geschichten verliert man sich gern, auch wenn ebenfalls mit einer Enttäuschung endet. Die wichtige Figur seiner Frau Alissa und der Mutter seines Sohnes bleibt allerdings unergründbar. Es ist kaum nachvollziehbar, warum sie die Entscheidung traf, sich abzusetzen. Die Begründung, dass sie es anders machen wollte, wie ihre Mutter, reicht nicht, zudem wird dieser Aspekt nur von Roland dargestellt, eine weitere Erklärung von ihm, dass die Vergangenheit unüberwindbar ist. Von Alissa selbst erfährt man nichts darüber.
Die Sicht auf die weltpolitischen Geschehnisse, in den Flashbacks von Roland Baines, Kubakrise, Mondlandung, Tschernobyl oder der Mauerfall, sind hilfreich für die Verortung. Obwohl das Zusammentreffen mit Alissa nach dem Mauerfall doch etwas sehr erzwungen erscheint. Und obwohl er diese wichtigen Zeiten erlebt und reflektiert, fällt der Protagonist auch aus diesen keine Entscheidungen, die seinen Werdegang beeinflussen (wie, und das muss man ihm zugestehen, wohl die meisten Menschen nicht tun). Eine Ausnahme stellen die Versuche dar, seinen Freunden Ruth und Florian und seinen Kindern in der DDR-Zeit zu helfen, als diese zwangsversetzt wurden.
Diese Unfähigkeit, diese Tatenlosigkeit macht ihn auf eine gewisse Weise sympathisch. Er vergibt sich so viele Chancen und verharrt in der Mittelmässigkeit, aus der man ihn gerne erlösen würde.