„Der junge Joseph“
Joseph wächst als verwöhnter Liebling seines Vaters Jaakob heran, der den Sohn seiner geliebten, verstorbenen Zweitfrau Rahel über alle Massen begünstigt, und damit den Boden bereitet für den Streit zwischen den Brüdern, der eskaliert, als Joseph ohne Hemmung den Brüdern von seinen Träumen erzählt, die ihn über sie erheben. Die Brüder werfen Joseph in eine Zisterne und wollen ihn sterben lassen. In den drei Tagen in der Grube kommt Joseph zur Besinnung und gesteht sich eine Mitschuld an seinem Schicksal ein. Kaufleute retten Joseph und nehmen ihn als Sklaven mit. Die Brüder tauchen das eigentlich für den Erstgeborenen bestimmte Erb-Kleid, das der spätgeborene Joseph Jaakob «abgelistet» hatte, in Tierblut und senden es dem Vater zu, der prompt den Tod Josephs beklagt.
Die Trauer Jaakobs ist fundamental. Er hadert mit seinem Gott, Knecht Elizier muss ihn ermahnen, nicht zu sündigen. Jaakob überlegt, wie er selbst in eine Gottes-Rolle schlüpfen könnte, um Joseph neu zu erschaffen. Die Grenzen Mensch/Gott, aber auch die Grenzen Mann/Frau werden in den Monologen Jaakobs aufgelöst. Endlich richtet sich seine Energie gegen die zurückgekehrten Bruder; Jaakob ahnt dunkel, dass sie am Verschwinden seines Lieblings schuld sind; zugleich weiss er um seine Mitschuld am Verhängnis. Grossartige Schilderung dieser vergifteten Atmosphäre.