SEITE: 230 Moritz T. Keine Kommentare
Stelle:

„Die radikalste, zugleich fragwürdigste Innovation in der Poesie des Exzesses zeigt sich in der Entschlossenheit früher christlicher Prediger, das Sterben und den Tod in eine Steigerung zu involvieren, aus der ein morbider Superlativ entstehen sollte.“

Anmerkung:

Mit der Erfindung der Hölle wird die Todes-Agonie perpetuiert. Es geht eben nicht nur um die Gerechtigkeit im Jenseits; die Folterqualen, die sich Menschen zufügen können, gehören zu den traumatischsten Erfahrungen im kollektiven Bewusstsein. Wenn nun solche Qualen gar nicht mehr aufhören, sondern sich bis ins Unendliche wiederholen, dann ist das eines der stärksten Druckmittel, die man sich vorstellen kann, und beruht, mit Nietzsche zu reden, „auf einer Art ‚Willens-Wahnsinn in der seelischen Grausamkeit, die schlechterdings nicht seinesgleichen hat'“. (p. 233)

Sloterdijk zieht eine Steigerungslinie vom Todeskampf (Positiv) über die Verlängerung der Qualen in der Folter (Komparativ) hin zum ewigen Aufenthalt im Höllenfeuer (Superlativ).

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