Rodolphe Lindt, der vor Gericht eidesstattlich erklärt hatte, dass er mit „A&W Lindt“ nichts zu tun habe, starb am 20. Februar 1909, wenige Tage nach der Urteilseröffnung im Alter von erst dreiundfünfzig Jahren.
Rudolf Lindt ist mir überhaupt nicht sympathisch – in keiner der beschriebenen Situationen. Arrogant, und auch weltfremd. In der Schweiz hat er es immerhin geschafft, dass die Firma sich heute nur noch „Lindt“ (www.lindt.ch) nennt, international heisst sie weiterhin „Lindt & Sprüngli“ (www.lindt-spruengli.com).
Wahrscheinlich auch, weil es ja auch noch ‚Sprüngli‘ – ohne Lindt – gibt.
Da mich das verwirrt, habe ich das noch auf der Website www.spruengli.ch nachgelesen: 1892: Rudolf Sprüngli teilt sein Unternehmen unter seinen beiden Söhnen auf. Johann Rudolf bekommt die Schokoladenfabrik Rudolf Sprüngli Sohn (jetzige Lindt & Sprüngli) zugeteilt, während David Robert in den Besitz der Konditorei gelangt, welche heute die Confiserie Sprüngli ist. Seither sind es zwei unabhängige Unternehmen. Die Chocoladenfabrik Lindt & Sprüngli wird zu einem industriellen Betrieb, die Confiserie Sprüngli bleibt ein handwerkliches Familienunternehmen.
Unsympathisch, und unfair bis kriminell, wie Lindt sich gegenüber den Sprünglis benommen hat. War das nur die Arroganz des Bernburgers, der sich über Gesetze erhaben glaubt? Aber wie kann man sich (=die Erben Rudolphs) auf einen jahrzehntelangen Rechtstreit einlassen, in aussichtsloser Position? Das scheint einfach nur dumm zu sein. Leider wird die Person Rudolph Lindt in diesem Porträt nicht recht fassbar. Aber ist dies ein Ziel von Capus‘ Versuch? Immerhin erschliesst sich einem die Schweizer Schokoladen-Dynastie ein Stück weit, respektive man wird eben – wie Dein Beispiel zeigt – zu weiteren Recherchen animiert.