Besprechung für City of Girls
Elizabeth Gilbert gelingt es meines Erachtens, einen „Liebesbrief an New York“ (Bust Magazin – Rückklappe) zu schreiben, Frauenfreundschaften zu skizzieren und den Leser mit zu nehmen in das Gedankengut einer Frau, die Rückschau hält auf ihr Leben – beginnend mit den Kriegsjahren. Gilbert webt immer wieder, sorgfältig recherchierte, Fakten (siehe Danksagung) in den Roman ein, der einem durch die Zeit, durch fast 40 Jahre, trägt.
Gewisse Stellen sind mir zu ausführlich geraten (die sexuelle ‚Befreiung‘ von Vivian), von anderen hätte ich gerne mehr gelesen (ihre faszinierende Art, die Frauen aus einem modischen Aspekt zu beurteilen).
Dass der Roman als eine Art Brief an ‚Angela‘ verfasst ist, hat aber auch etwas Schwerfälliges. Erst fast zum Schluss erfährt man, warum sie ihre Geschichte Angela erzählt. Das ist unnötig, denn immer wieder, wenn sie versucht, sich zu rechtfertigen, hat diese Erzählart auch etwas Belehrendes. Das passt nicht.
Alles in allem finde ich den Roman aber witzig und charmant und ich habe ihn gerne gelesen.
Und hier noch einige Rezensionen aus dem Netz:
Rezensionsnotiz aus „The Guardian„:
Gilbert’s attention to period detail and idiom is just as sharp here as in her previous novel, and the dialogue reads like the script of a sassy screwball comedy. But for all its verve and sparkle, what appears to be a novel about sexual awakening turns out to be a warm and wise meditation on friendship, on the choices women make, and on the way that multifaceted relationships and sexuality are far from being modern phenomena.
Rezension aus „Perlentaucher„:
Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.07.2020
Rezensentin Andrea Gerk bekommt mit Elizabeth Gilberts Roman über freiheitsliebende Frauen im glamurösen New York der 40er große Lust, es auch so krachen zu lassen wie die Figuren. Dass die Autorin ihre weibliche Sexualität auslebenden Heldinnen nicht scheitern lässt wie Flaubert oder Tolstoi gefällt der Rezensentin. So wird das Buch zum freizügigen Plädoyer für weibliche Selbstbestimmung, dessen Tonfall der Screwball-Comedies Gerk alles andere als nostalgisch stimmt, sondern packt und in höchste Erregung versetzt. „Wie Diamanten in Champagner“, schrieb die New York Times und die Kritikerin stimmt gerne zu.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.05.2020
Petra Pluwatsch ist begeistert von Elizabeth Gilberts Roman und seiner libertären Heldin. Ins New York des Sommers 1940 entführt sie die spaßhungrige Ich-Erzählerin, zu Gangstern, Drinks, Jazz und der Entdeckung der freien Liebe lange vor ’68. Komisch, rasant und mit Sinn für die flirrende Atmosphäre erzählt die Autorin laut Pluwatsch neben der Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau auch den zeitgeschichtlichen Horizont mit.