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Stelle:
Carl Franz Bally
Anmerkung:
Einerseits ist er ein beeindruckender Pionier, der nicht so schnell aufgibt, seine Idee weiterverfolgt trotz einiger Rückschläge. Andererseits ist er ein richtiger Patriarch (Papa Bally). Capus lässt aber klar auch erkennen, dass Ballys soziales – und auch politisches – Engagement vor allem aus Eigeninteresse heraus entstand.
Mich beeindruckt vor allem das weitgefächerte Spektrum seiner Aktivitäten und Interessen, selbst wenn man unterstellt, dass sie alle dem Gedeihen seines Unternehmens dienten. Aber man muss den Willen und die Energie aufbringen, Kanäle anzulegen, Brücken zu bauen und Häuser für seine Angestellten, einer arbeitgeberfreundlicheren Variante des Katholizismus zum Durchbruch zu verhelfen, etc. Woher nahm Bally diese Energie und die Überzeugung? Welchen Preis bezahlte er dafür? Das Verdienst von Capus‘ Beschreibung ist, dass man sich diese Fragen stellt; dass er sie auch nicht im Ansatz beantwortet, zeigt die Limiten seines Unterfangens aus. Kein Vorwurf, in der Kürze liegt durchaus ein Reiz. Aber es würde mich schon interessieren, die Verfinsterung zum Lebensende in den Kontext seiner Lebensleistung gestellt zu sehen.
Ja, man wüsste gerne mehr – aber auch ja: in der Kürze liegt zwar der Reiz, aber sie lässt einen auch mit vielen offenen Fragen zurück. Wenn ich die ersten drei Porträts vergleiche, die ich bisher gelesen habe, so war Bally trotz allem der beeindruckendste Patriarch, der ein so weitgefächertes Spektrum bediente.
Mal sehen, wie ich am Ende des Buches darüber denke.