SEITE: 148 - 180 Moritz T. Keine Kommentare
Stelle:

Kapitel „The Unraveling“

Anmerkung:

Elizabeth wird uns wieder vorgeführt als systematische, wissenschaftlich-rationale Mutter, die bei jedem Konflikt mit Toby oder auch nur bei jeder Erziehungsfrage mental immer sofort den psychologischen Forschungsstand abruft und darauf basierend ihre Entscheidungen trifft.

Das hat stark parodistischen Charakter, und man mag bedauern, dass der Autor um dieses Effektes willen die Figur etwas eindimensional zeichnet, auch wenn die Eskalation zwischen Elizabeth und Toby stringent und überzeugend geschildert wird.

Hill verhandelt hier im Hintergrund interessante Fragen: Wie können wir wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis nutzen? Die Ironie der Geschichte: Die wissenschaftsgläubige Elizabeth arbeitet im „Wellness“-Institut, das sich auf das Arbeiten mit Placebo-Effekten spezialisiert hat. Sie lernt dort immer wieder von neuem: Kontext, Präsentation, Stimmung ist essentiell für die Wirkung eines Medikaments. Dasselbe gilt natürlich auch für auf Studien basierende psychologische Rezepte, die Elizabeth aber einfach übernimmt, nur um time after time frustriert zu werden, weil sie nicht wirken. Dass sie und Toby eine spezifische Vorgeschichte mitbringen, dass sie beide unter enormen Druck setzt, dass sie Tobys Verhalten falsch liest – kurz, dass der Kontext ein ganz eigener, anderer ist als in den zitierten Studien, die scheinbar das identische Problem thematisieren, kommt ihr nicht in den Sinn.

 

 

 

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