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Stelle:

„Wie soll Gott die Zukunft kennen können, wenn der Mensch in seinen Entscheidungen frei ist“. … „.. ein Wissen um die Zukunft determiniert diese nicht.“

Anmerkung:

GK betont, dass Vorauswissen und Determinismus zwei verschiedene Paar Schuhe sind, womit ich grundsätzlich konform gehe. Wenn jemand ein Ereignis richtig vorhersagt, determiniert dies nicht das betreffende Ereignis. In diesem Zusammenhang spricht GK auch davon, dass Vorauswissen nicht „freiheitsgefährdend“ sei. Mir kommt diese Argumentation etwas kurzsichtig vor, weil sie das Entscheidende ausblendet: Wenn Gott sicher weiß, wie sich die Zukunft entwickelt, dann weiß man zwar nicht, was der Grund dafür ist, dass sich die Zukunft so entwickeln wird, und man weiß auch nicht, warum Gott es weiß, aber es ist doch klar, dass es etwas geben muss, was die Zukunft für Gott vorhersagbar macht, und ist es nicht mindestens naheliegend, dass dann hier irgendeine Art von Mechanismus vorliegen muss? Wenn Letzteres der Fall ist, dass ist man praktisch wieder beim Determinismus. Bis zum jetzigen Stand scheint mir, dass GK sich hier ein wenig herauswindet und bewusst einen kategorialen Unterschied zwischen sicherem Vorauswissen und Determinismus herausschält, ohne dass dieser in letzter Konsequenz plausibel wäre. Streng genommen hätten wir es dann hier mit einer Schein-Differenzierung zu tun, die bei näherer Betrachtung keinen Bestand hat.

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Moritz T.

Das habe ich ganz ähnlich empfunden, hier meine Notiz dazu, natürlich unter Rückgriff auf Milton:
GK verhandelt hier ein Problem, das beispielsweise auch in Miltons «Paradise Lost» thematisiert wird: Gott sieht voraus, wie der Mensch sich entscheidet, und dennoch wird behauptet, dass der Mensch über einen freien Willen verfügt. Allerdings ist bei Milton die Stellungnahme nicht ganz unvoreingenommen: sie stammt von Gott, der hier gewissermassen parteiisch ist.
GK hält zurecht fest, dass «die wahre Aussage» das Geschehen nicht verursacht, und es mithin nicht im «relevanten Sinn» notwendig macht. Allerdings handelt es sich bei der Aussage Gottes nicht um eine beliebige, die dann verifiziert oder falsifiziert wird. GK unterstellt vorläufig, wenn ich ihn richtig verstanden habe, dass hier «entthymematische Zusatzannahmen» im Spiel sind, die fälschlicherweise die Unvereinbarkeit von «Allwissen und menschlicher Freiheit» nahelegen, beispielsweise auch eine göttliche Allmacht. Das erscheint wenig zwingend: Impliziert Allwissen nicht, dass man die Handlungsabläufe voraussieht, egal, welche Machtfaktoren da im Spiel sind? – Aber GK vertieft an dieser Stelle das Problem nicht weiter.  

ad.valsan

Da bin ich ganz eurer Meinung. Schon im Juni als Moritz Milton referierte, habe ich mich ob der dort praktizierten Logik geärgert.

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