SEITE: 39 Moritz T. 4 Kommentare Kommentar hinzufügen
Stelle:

«’Alle Kausalgesetze sind Ausnahmen unterworfen, wenn die Ursache nicht den Zustand des ganzen Weltalls umfasst.’»

Anmerkung:

GK zitiert hier Russell, Satz scheint einleuchtend, spannende Frage, wie sich einzelne «Verlaufgesetze» in der wirklichen Welt bewähren. Wenn sich Kausalgesetze überlagern, sind Ausnahmen vom erwarteten Ausgang (aus Sicht eines spezifischen Kausalgesetzes) möglich. GK meint, dass wir mit dieser Annahme aber einen sehr hohen Preis bezahlen: «Alle gewöhnlichen Kausalgesetze wären dann falsch: Kein Bruch eines Fensters wurde jemals durch einen Steinwurf verursacht (…)». Ist das nicht etwas holzschnittartig argumentiert? Unter Laborbedingungen trifft ein Kausalgesetz verlässlich zu, aber in der realen Welt nicht immer. Muss darum das Kausalurteil falsch sein?

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bheym

Wenn ich das richtig sehe, nennt GK dies an anderer Stelle „Überlagerungsproblem“: In der realen Welt herrschen eben keine Laborbedingungen, mithin gibt es keine einzelnen Kausalgesetze, die uneingeschränkt gelten bzw. die von einem Ausgangszustand auf ein Folgezustand schliessen könnten. Ich kann dem Argument nicht folgen, vermutlich, weil ich es nicht richtig verstehe. Was spricht dagegen, in der realen Welt alle möglichen Kausalgesetze miteinander zu kombinieren, um am Ende den Ablauf korrekt zu erfassen. Das tut man in der Physik auch: man aggregiert alle auf einen Kräfte wirkenden Kräfte, woher sie auch kommen mögen, und löst mit Hilfe der resultierenden, effektiv wirkenden Kraft eine Bewegungsgleichung und schließt damit vom Ausgangs- auf einen Folgezustand. Ich sehe nicht die Notwendigkeit, alles auf EINE Kraft reduzieren zu müssen oder am Ende EINE Superformel haben zu müssen, die alles erfasst. Mir ist schleierhaft, wofür oder wogegen die Überlagerung ein Argument sein soll, dem Kausalitätsprinzip tut sie für mich keinen Abbruch.,

bheym

Das scheint mir ein sehr praktsisches Argument zu sein, nicht aber ein grundsätzliches. Dass ich die Überlagerungseffekte in der Praxis nicht alle adäquat berücksichtigen kann, ist nicht zu bezweifeln. Genauso klar ist, dass dies die Voraussagbarkeit tangiert – da ich am Ende immer irgend etwas vernachlässige oder grob nähere, wird es auch immer Abweichugen zwischen Prognose und eingetretenem Ereignis geben. Aber macht das die Dinge auch nur einen Deut weniger kausal? Oder weniger determiministisch, wenn man annimmt, die Welt ist grundsätzlich deterministisch verfasst?

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