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Max Planck: „Von außen, objektiv betrachtet, ist der Wille kausal determiniert; von innen, subjektiv betrachtet, ist er frei.“
Anmerkung:
Hier wird die Subjekt-Objekt-Differenz endlich explizit angesprochen. Ob der Wille objektiv betrachtet determiniert ist oder nicht, sei dahingestellt, aber subjektiv betrachtet erfahren sich die meisten von uns jedenfalls als frei. Interessanterweise kann man vom subjektiven Erfahren ja nicht behaupten, es sei falsch. Man kann bestenfalls annehmen, die betreffende Person sagt nicht die Wahrheit oder man kann meinen, diese Erfahrung sei nicht angemessen (und zwar in Bezug auf die hinter der Freiheitserfahrung vermutete Aussage: ich bin frei).
Dieser Aspekt des subjektiven Empfindens ist in diesem Kapitel für mich (auch?) der interessanteste, s. auch mein Fazit zum Kapitel 3.
Hier bin ich gleicher Meinung.
Auf 92 schreibt GK: „Demgegenüber halten Libertarier Willensfreiheit für eine robuste Tatsache.“ Mein Interesse an GKs Ausführungen sinkt hiermit gegen Null: weil er einerseits damit das Sparsamkeitsprinzip (Ockhams Rasiermesser) missachtet und ich andererseits schon zufrieden bin, wenn sich – für gewisse Lebewesen im Laufe der Evolution – das Entstehen einer Suspensions- und einer (subjektiven aber auch intersubjektiv er- und anerkennbaren) Entscheidungsfähigkeit konzipieren lässt. Etwas krude illustriert: Wie müssen wir das Vermögen sein Wollen- und Entscheiden zu reflektieren (begrifflich und sachlich) konkretisieren, damit wir uns eine (mögliche) Weiterentwicklung des Übersprungverhaltens (Die Ethologie lehrt: Das angegriffene Huhn, das sich weder für die Flucht noch für den Angriff ‚‘‘‘entscheiden‘‘‘ kann, pickt Körner.) zu einer dann als frei bezeichneten Verhaltensweise (die wir dann Handeln nennen) verständlich machen können. Irgendwann kommt die ‚Geburtsstunde‘ von Bewusstsein/Bewusstseinsstufen.
Es ist interessant, dass Du schon immer die Evolutionsperspektive gleich mitdenkst: Wie hat sich dieses oder jenes Vermögen entwickelt. Bei GK kommen ja Hühner, Schimpansen oder frühe Menschen überhaupt nicht vor, er interessiert sich nicht für die Entwicklungsperspektive, sondern beschränkt sich auf den heutigen Menschen mit seinen Vermögen.
Brauchen wir die Entwicklungsperspektive, um einen angemessenen Blick auf das zu bekommen, was uns heute ausmacht? Oder für das Mitdenken dieser Perspektive nicht vielleicht sogar zu einer Überfrachtung, verkomplizieren wir das Problem damit nicht zusätzlich?
Was die „als frei bezeichneten Verhaltensweise“ betrifft, dazu äußert sich GK ja durchaus, indem er seinen Suspensions- oder Weiterüberlegensansatz ausbreitet. Die Frage ist, inwieweit das zu überzeugen vermag.