SEITE: 159 bheym Keine Kommentare Kommentar hinzufügen
Stelle:

„Der Grund dafür, dass der Zusammenhang zwischen freien Handlungen und Naturgesetzen so häufig falsch dargestellt wird, … ist die universalienrealistische Gesetzesauffassung im Verbund mit der Annahme, dass Naturgesetze regieren, vorschreiben und darüber gebieten, was geschieht.“

Anmerkung:

Nach und nach lässt GK die Katze aus dem Sack und tritt mit offenem Visier an.

Mit der universalienrealistischen Gesetzesauffassung ist gemeint, dass die Gesetze als schon immer in der Welt vorhanden angenommen werden, so dass deren Aufdeckung das Weltgeschehen erklären würde. GK stellt dem die nominalistische Gesetzesauffassung gegenüber, nach der die Gesetze in Humescher Manier auf Grundlage empirischer Erkenntnisse aufgestellt und immer wieder angepasst werden. Er schlägt sich klar auf die Seite der „Nominalisten“ und wirft den „Universalienrealisten“, unter anderem Kant, den „Hysteron-Proteron“-Fehler vor.

Es verblüfft, mit welcher Sicherheit GK diese Behauptung aufstellt und sich dabei zu suggestiven Formulierungen hinreißen lässt („Naturgesetze gebieten darüber, was geschieht“), zumal er vermutlich große Teile der Naturwissenschaft nicht auf seiner Seite haben wird. Nach meiner Auffassung arbeitet letztere weitestgehend unter der Annahme, dass Gesetze nach und nach „gefunden“ und nicht in einem kreativen Prozess ersonnen werden. GKs Position scheint starke empiristische Züge aufzuweisen.

Es ist fraglich, wie man dann erklären will, wenn aufgrund von theoretischen Überlegungen postulierte Gesetze zu Vorhersagen führen, die sich im nach hinein bestätigen, wenn also Gesetze empirische Erkenntnisse vorwegnehmen, z.B. das von Paul Dirac postulierte Positron, das später experimentell nachgewiesen wurde, oder die Periheldrehung des Merkur, die als Konsequenz der Relativitätstheorie vorhergesagt wurde und die man später empirisch nachweisen konnte.

Mir scheint, GKs Gesetzesbegriff greift hier zu kurz.

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