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Besprechung für Mensch werden

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Besprechung:

Mein Fazit auf den Punkt gebracht: inhaltlich interessant, Art der Darstellung und Verwendung von Begrifflichkeiten mangelhaft.

Die Theorie der geteilten Intentionalität, die das spezifisch Menschliche in der Ontogenese des Menschen herausstreicht, hat etwas sehr Reizvolles: sie zeigt zum einen auf, welche Umwandlungen die Fähigkeiten, die man bereits bei Menschenaffen vorfindet, erfahren, und was im Einzelnen hinzukommt, um zu spezifisch menschlichen Fähigkeiten zu gelangen, und zum anderen, wie sich die spezifisch menschlichen Fähigkeiten vom Säugling bis hin zum sechs- bis siebenjährigen Kind entwickeln und hierarchisch aufeinander aufbauen: von der Ausbildung von geteilter Aufmerksamkeit von Säuglingen mit ihren engsten Bezugspersonen über die Fähigkeit der Perspektivenübernahme, des kooperativen Handelns und der Ausbildung eines „Wir“-Gefühls bis hin zur Entstehung einer überindividuellen kollektiven Intentionalität, die die Verinnerlichung und Befolgung von sozialen Normen in einer kulturellen Gruppe und Konzepte wir Fairness und Moral einschließt. Die Entwicklung der verschiedenen kognitiven und sozialen Aspekte wird für jeden Zeitabschnitt in der Entwicklung des jungen Menschen sehr schematisch und konsequent anhand von ontogenetischen Pfaden durchexerziert. Auf der langen Reise durch die einzelnen Zeitabschnitte und die diversen individuellen, sozialen und kollektiven Motivationen, Fertigkeiten und Fähigkeiten erfährt man zahlreiche Details aus diversen Experimenten und viele interessante Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie vom Menschenaffen und von Menschen.

Die Art der Darstellung ist problematisch: Zwar folgt die Abhandlung einem sehr schematischen Aufbau, allerdings ist die Verwendung der Begrifflichkeiten teilweise unscharf und verwirrend, präzise Begriffsdefinitionen sucht man vergebens, es werden teilweise die Ebenen in dem an sich hierarchischen Aufbau der ontogenetischen Theorie vermischt, und es ist mühsam, sich im Dickicht der verschiedenen ontogenetischen Pfade zurechtzufinden. Hier wäre ein Glossar für die verwendeten Begrifflichkeiten sowie eine Übersicht der ontogenetischen Pfade mit einer kurzen Beschreibung in einem Anhang sinnvoll gewesen. Erschwerend kommt hinzu, dass es kaum optische Hilfen gibt, die ein Hinweis geben könnten, auf welcher Gliederungsebene man sich gerade befindet (so gibt es in den teilweise langen Abschnitten keine Kapitel- und Abschnittsbezeichnungen am oberen Rand der Seite, die die Not ein Stück weit lindern könnten), und die spärlich gesäten, grundsätzlich löblichen und bestimmt gut gemeinten Abbildungen sorgen mitunter ebenfalls für Verwirrung, da sie in ihrer Anschaulichkeit nicht ausoptimiert scheinen und in ihnen teilweise andere Bezeichnungen verwendet werden als im Text.

Alles in allem legt Tomasello eine interessante und in jedem ihrer vielen Ausarbeitungsschritte plausibel scheinende Theorie vor, die dem Laien viele neue Erkenntnisse bietet, aber leider mit einer streckenweise ärgerlich unpräzisen Darstellung einhergeht und damit dem Leser einiges an Wohlwollen abverlangt.

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