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Stelle:

Abschnitt über den Homunkulismus, in dem Wolf Singer zitiert wird mit seinem Satz, die Intuition lege uns nahe, dass es im Gehirn irgendwo eine Kommandozentrale geben müsse, die es aus neurowissenschaftlicher Sicht aber nicht gibt.

Anmerkung:

Hier ein weiteres Beispiel dafür, wie GK gewisse Aussagen von Neurowissenschaftlern notorisch missversteht und nicht einmal eine Idee davon bekommt, was gemeint sein könnte. In der Folge wirft GK diesen dann nicht ohne Sarkasmus vor, sie würden sich manchmal mit ihrem Gehirn verwechseln.

Was könnte Singer gemeint haben? Ich denke, es liegt nahe, dass er meint, dass der Mensch sich jeweils als eigene Person versteht, von der jegliche Handlungen ausgehen. Ich als Person bin es, der einen Willen bildet, Entscheidungen trefft und Handlungen vollzieht, und ich fühle mich dabei als homogene Einheit und nicht aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt. Wenn wir sagen, ich will dies und das, dann meinen wir mit ich nicht unseren kleinen Finger oder unseren Frontallappen, sondern ein homogenes Ganzes, das als solches etwas will, entscheidet und handelt und als solches dann als so etwas wie eine Kommandozentrale verstanden werden kann. Für dieses homogene Ganze scheint es aber kein physiologisches Gegenstück zu geben. Natürlich kann man sich fragen, wofür das nun ein Argument sein soll. Jedenfalls zeigt sich, dass sich die Eigenerfahrung des „Ich“ in der physiologischen Welt nicht eins zu eins widerspiegelt, hier laufen also die mentale Beschreibungsebene und die physiologische Beschreibungsebene auseinander. Für GK mag das völlig uninteressant sein, weil er sich mit der Aussage begnügt, dass jeder mentale Vorgang ein neuronales Substrat habe und an dieser Stelle nicht mehr weiterdenkt. Singer und andere mögen dahingegen sagen wollen, es gibt Abläufe in unserem Gehirn, die dazu führen, dass wir denken, es gebe so etwas wie eine zentrale Einheit, ein Ich, bei dem alles zusammenläuft, und da wäre man dann schon nicht mehr so weit weg von einer Illusion, die in uns durch neuronale Mechanismen vorgegaukelt wird.

Diese Sicht mag vielleicht auch nicht stimmig sein, aber es ist bedauerlich, wenn man sich auf diese so gar nicht einlässt. Im Übrigen ist es nicht ganz geschickt, wenn man im Verlaufe des Buches drei Mal vom Homunkulus spricht und dann beim vierten Mal erklärt, was man damit eigentlich meint.

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