SEITE: 289 - 345 Moritz T. Keine Kommentare
Stelle:

Kapitel III. 6. Alexander III. und die Wiederherstellung der Selbstherrschaft

Anmerkung:

Das erfolgreiche Attentat auf Alexander II. hatte vielerlei Konsequenzen, die Baberowski in diesem Kapitel ausführlich schildert. Die nihilistische Terrorwelle hatte mit der Ermordung des Zaren ihren Höhepunkt erreicht, aber das Attentat war mehr ein Verzweiflungsakt angesichts der Wirkungslosigkeit der anti-autokratischen Bewegung als ein strategischer Akt. Das Regime reagierte mit Härte und zerstörte die Untergrundbewegung, die mit der Ermordung des Zaren viel Goodwill bei Liberalen verspielt hatte.

Alexander II. hatte die Leibeigenschaft aufgehoben, und er hatte vielerlei Reformen in Gang gesetzt; sein wichtigster Minister in dieser Hinsicht war zuletzt Loris-Melikow gewesen. Gegen ihn und die anderen liberalen Minister wandte sich Pobedonoszew, der dem Thronfolger und neuen Zaren Alexander III. sehr nahestand. Für Pobedonoszew war Loris-Melikow indirekt verantwortlich für den Zarenmord, und er verfolgte jetzt einen anti-liberalen Kurs, mit dem er sich druchsetzte. Damit waren eine Verfassung, Parlament oder Pressefreiheit, auf die Loris-Melikow unter Billigung Alexanders II. hinzuarbeiten schien, in weite Ferne gerückt.

Baberowski versteht es, die Ereignisse anschaulich zu schildern. Es erstaunt aber etwas, dass hier keine Einordnung dieser entscheidenden Weichenstellung erfolgt. Wie hätte Russlands Zukunft ausgesehen, wenn sich die liberale Linie durchgesetzt hätte?

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