Mythos Migration führt zu Talentschwund: Gemäß HdH sind es vor allem niedrigqualifizierte Personen, die in den Westen einwandern, und von den Fachkräften ist es nur ein kleiner Teil, selten mehr als 10%. Viele von denen würden mit einer viel besseren Ausbildung wieder zurückkehren und in der Zwischenzeit Geld in ihre Herkunftsländer überweisen. Außerdem seien in Entwicklungsländern viele Fachkräfte arbeitslos, wohingegen im Westen eher Niedrigqualifizierte keine Arbeit hätten.
Hier zeigt sich ein wesentliches Konstruktionsproblem des Buches: Es wird pro Abschnitt immer auf einen Tatbestand (einen Mythos) fokussiert (und dazu ziemlich plakativ, weil oft pauschal von Zuwanderung gesprochen und nicht differenziert wird) und dieser dann im Wesentlichen widerlegt wird. So kommt es nicht zu einer Gesamtschau und teilweise zu Widersprüchen. Z.B. hieß es weiter oben, in den westlichen Ländern würden gerade niedrigqualifizierte Migranten benötigt, wohingegen es hier heißt, diese seien im Westen häufiger arbeitslos. Oder dass der Westen wirtschaftlich von Migranten profitieren würde – das ist schwer glaubhaft, wenn sich Migranten zu Fachkräften ausbilden lassen und dann wieder in die Herkunftsländer zurückkehren. Auch ist es schwer zu verstehen, dass, wenn die Fachkräfte in den Herkunftsländern oft arbeitslos sind oder ohnehin mehr Niedrigqualifizierte auswandern, wie sie dann zu denjenigen gehören können, die in den Herkunftsländern privilegiert seien und das Geld für eine Auswanderung haben. HdH scheint oftmals nur eine Seite zu beleuchten, nämlich diejenige, die gerade passt.