Eine Frage des Augenblicks, wie ja alles eine Frage des Augenblicks sei.
Kommentar
Thomas Bernhards Prosa setzt sich mit Schwung über den Augenblick hinweg. Mit Wiederholungen und Übertreibungen vermeiden es seine Helden, sich dem Moment auszusetzen. Sie überspringen den Abgrund des Augenblicks, oder sie zögern ihn – hier im «Kalkwerk» den Auftakt zum Niederschreiben einer wissenschaftlichen Studie – endlos hinaus.
Man könnte mit dem bei diesem Schriftsteller zulässigen Stilmittel der Überspitzung formulieren, dass Thomas Bernhards Kunst eine der Augenblicks-Vermeidung ist. Aber was heisst den Augenblick vermeiden anderes, als das Leben zu vermeiden, wenn man das Leben denkt als lange Reihe von Momenten?
Vielleicht liegt hier der Ursprung für die vielgelobte Musikalität der (späten) Prosa Bernhards: Die Augenblicke sind bei ihm nie isoliert, der letzte hallt nach, der übernächste kündigt sich bereits an, sie verbinden sich zu Satzketten, zu Melodiebögen. Die Spannung in den Erzählungen Bernhards verdankt sich aber der Furcht vor dem vereinzelten Moment, dem «Jetzt», wie es der Held des «Kalkwerks» in unserem Zitat thematisiert (und dem sich ja der Autor Bernhard im Schreibakt selbst immer wieder stellen muss).
Wenn man sich als Leser der (späten) Romane dem unverkennbaren Bernhard-«Sound» überlässt, übersieht man leicht, dass die «Frage des Augenblicks» ein Motiv und Motor dieser Prosa ist.
(«Das Kalkwerk» bietet übrigens keinen idealen Einstieg in das Werk Thomas Bernhards. Da empfiehlt sich weit eher «Wittgensteins Neffe», oder «Alte Meister»).
Kommentar
Thomas Bernhards Prosa setzt sich mit Schwung über den Augenblick hinweg. Mit Wiederholungen und Übertreibungen vermeiden es seine Helden, sich dem Moment auszusetzen. Sie überspringen den Abgrund des Augenblicks, oder sie zögern ihn – hier im «Kalkwerk» den Auftakt zum Niederschreiben einer wissenschaftlichen Studie – endlos hinaus.
Man könnte mit dem bei diesem Schriftsteller zulässigen Stilmittel der Überspitzung formulieren, dass Thomas Bernhards Kunst eine der Augenblicks-Vermeidung ist. Aber was heisst den Augenblick vermeiden anderes, als das Leben zu vermeiden, wenn man das Leben denkt als lange Reihe von Momenten?
Vielleicht liegt hier der Ursprung für die vielgelobte Musikalität der (späten) Prosa Bernhards: Die Augenblicke sind bei ihm nie isoliert, der letzte hallt nach, der übernächste kündigt sich bereits an, sie verbinden sich zu Satzketten, zu Melodiebögen. Die Spannung in den Erzählungen Bernhards verdankt sich aber der Furcht vor dem vereinzelten Moment, dem «Jetzt», wie es der Held des «Kalkwerks» in unserem Zitat thematisiert (und dem sich ja der Autor Bernhard im Schreibakt selbst immer wieder stellen muss).
Wenn man sich als Leser der (späten) Romane dem unverkennbaren Bernhard-«Sound» überlässt, übersieht man leicht, dass die «Frage des Augenblicks» ein Motiv und Motor dieser Prosa ist.
(«Das Kalkwerk» bietet übrigens keinen idealen Einstieg in das Werk Thomas Bernhards. Da empfiehlt sich weit eher «Wittgensteins Neffe», oder «Alte Meister»).