Zitat & Kommentar

#17 03.01.2025
Joseph Joubert - Pensées et Lettres | Kommentarautor Moritz T.

Pensées et Lettres > Pensées et Lettres_p. 212

Le grand inconvénient des livres nouveaux est de nous empêcher de lire des anciens.

 

 

 

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Der grosse Nachteil der neuen Bücher: sie hindern uns an der Lektüre der alten.

Kommentar

Wie soll man mit dem nicht abreissenden Strom von neuen Büchern umgehen? Nehmen wir mal an, ein Lesemensch liest jeden Monat zwei Bücher, 24 pro Jahr und dann 1244 Titel in 60 Jahren: Das sind gerade mal 1.5% der 80’000 Neuerscheinungen, die gegenwärtig in einem Jahr in Deutschland, Österreich und der Schweiz erscheinen. Und wer wollte sich auf diesen Sprachraum beschränken? Vor allem aber: wer wollte sich nur auf aktuelle Bücher konzentrieren?

Der zitierte Aphorismus stammt von Joseph Joubert (1754 – 1824). Das Problem ist also nicht neu, es hat sich nur beträchtlich verschärft.

 

Nun gibt es die Position des abgeklärten Intellektuellen, der abwartet, ob die Saison-Sensation den Test der Zeit besteht. Er hat den Vorteil, seine Lesezeit «Mrs. Dalloway», «Jane Eyre», «Anna Karenina», «Effi Briest» oder «Madame Bovary» widmen zu können – und wer würde diese Romanheldinnen missen wollen?

 

Wie aber verständigen wir uns darüber, wie wir die Gegenwart lesen wollen? Die Deutungshoheit der (Print-)Medien erodiert oder fraktioniert sich zunehmend.  Als Alternative empfehlen sich ambitionierte Romane und Sachbücher mit dem Anspruch, Trends und Entdeckungen unserer Zeit auf den Punkt zu bringen, wie beispielsweise Nathan Hills Wellness : Lesart blog oder Ed Yongs Winzige Gefährten : Lesart blog. Verpasst man nicht eine Chance, wenn man ein solches Buch nicht eben in dieser Zeit liest?

 

Die Schwierigkeit ist natürlich, im Meer der Neuerscheinungen solche herausragenden Bücher zu erkennen. Aber dafür gibt es ja Blogs.

Flyer - Lesart.blog

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