28.02.2025.
#30
Amor gegen Goliath
Ein überaus ambitionierter und umfangreicher Roman, der mit (Sprach-)Witz und Ernst grosse Themen der Zeit verhandelt, Klimawandel und Corona-Epidemie inklusive gesellschafts-politischem Niederschlag. Frank Schulz, Kultautor der links-alternativen Szene, schildert in «Amor gegen Goliath» aber zugleich detailliert eine «mittelgradige» Depression und eine am Ende etwas sentimentale Liebesgeschichte. Erfahren Sie mehr dazu in «Buch im Fokus».
Weiterlesen
16.02.2025.
#29
Das Mysterium im Roggen
Der rote Keulenkopf ist ein Pilz, der lange Zeit nicht als solcher erkannt, sondern für eine Missbildung der Roggenähren gehalten wurde. Jahrhundertelang richtete er unerkannt – im Roggenmehl vermahlen – enorme Schäden an, seine toxischen Wirkstoffe verstümmelten und töteten abertausende Menschen. Frank Petersen erzählt in seinem auch in die Antike oder Kunstgeschichte ausgreifenden Sachbuch, wie die Menschen dem Mutterkorn, wie die toxische Form des Pilzes auch genannt wird, auf die Spur kamen und den therapeutischen Nutzen seiner Wirkstoffe entdeckten, von denen einer den Weg zur Droge Lysergsäurediethylamid, besser bekannt als LSD, wies. Lesen Sie mehr zu der lehrreichen wissenschafts- und kulturgeschichtlichen tour de force in «Buch im Fokus».
Weiterlesen
01.02.2025.
#28
Orbital
«Orbital», der Roman von Samantha Harvey, begleitet 6 Astronauten durch 24h ihres Alltags. Losgelöst vom natürlichen Tageszeiten-Rhythmus der Erde folgt das Leben auf der Internationalen Space Station einem fremdartigen, schwerelosen Takt. Das Buch, das 2024 den Booker Prize gewonnen hat, stellt auf wenigen Seiten grosse Fragen, verpackt in schlichte, schöne Sprache. Lesen Sie mehr dazu in «Buch im Fokus». Die deutsche Ausgabe ist unter dem Titel «Umlaufbahnen» bei dtv erschienen. *************** In Zitat & Kommentar #18 begeben wir uns auf die Spuren einer eigentümlichen japanischen Ästhetik des Schattens, die sich vom Westen abgrenzt.
Weiterlesen
18.01.2025.
#27
Fluchtnovelle
Auf wenig mehr als 100 Seiten erzählt Thomas Strässle, wie eine junge Frau aus der DDR in den Westen flüchtet. Ihr Freund, ein Schweizer Student, bereitet die Flucht minutiös vor. Es kommt dann anders als geplant. Eine spannende Geschichte, die eine untergegangene Welt mit heute fremd anmutenden Gesetzen in Erinnerung ruft. Was «Fluchtnovelle» zu einem besonderen Buch macht: in betont nüchternem Stil erzählt Thomas Strässle hier die Geschichte seiner Eltern. Lesen Sie mehr dazu in «Buch im Fokus».
Weiterlesen
03.01.2025.
#26
Jane Eyre
Charlotte Brontë publizierte «Jane Eyre» 1847 in England unter dem Pseudonym «Currer Bell». Der «Gouvernanten-Roman» war ein sofortiger Erfolg beim Publikum, und er ist bis heute immer wieder neu aufgelegt und in viele Sprachen übersetzt worden. Ein Klassiker also, der aber seine andauernde Popularität wohl kaum dem über weite Strecken konventionellen Plot verdankt. Faszinierend ist bis heute vielmehr der eigenwillig-widersprüchliche Charakter der Titelheldin sowie die Intensität und Genauigkeit, mir der die Autorin die unterschiedlichen Gefühlswelten ihrer Figuren darstellt. Lesen Sie hier mehr zu «Jane Eyre». ********************************** Lieber eine Neuerscheinung lesen oder einen Klassiker? Das Thema beschäftigte schon Joseph Joubert, einen Zeitgenossen von Charlotte Brontë. In «Zitat & Kommentar» #17 machen wir uns Gedanken dazu.
Weiterlesen
20.12.2024.
#25
Paloma
Heute, am 20. Dezember, wäre die vor drei Jahren verstorbene Friederike Mayröcker 100 Jahre alt geworden. Geradezu manisch notierte die österreichische Dichterin Gedankenblitze, Träume, Begegnungen oder Worteingebungen auf Zettel, die ihre Wiener Wohnung allmählich überwucherten. Aus diesem Material formte sie Prosa-Kunstwerke wie «Paloma», die den Lesenden einiges abverlangen, aber auch Unerhörtes bieten. Lesen Sie die Besprechung dieses Spätwerks in «Buch im Fokus». *********************** In Zitat & Kommentar #16 sinnieren wir mit Gerhard Meier darüber nach, was der Wind alles transportieren kann.
Weiterlesen
08.12.2024.
#24
Der sterbliche Gott
Kaum ein einzelnes Ereignis hatte grössere Konsequenzen für die Geschichte des 20. Jahrhunderts als die russische Oktoberrevolution von 1917. Jörg Baberowski erzählt die lange Vorgeschichte dieser Revolution quellennah und in grosser Ausführlichkeit. Er entfaltet das Panorama der russischen Gesellschaft mit Einblicken in das ganze Spektrum der politischen Positionen. «Der sterbliche Gott» ist ein treffender Titel: Die Herrschaft des Zaren legitimierte sich ursprünglich als gottgegebene, unabänderliche. In diesem Buch wird die schleichende, von Terror und Gegenterror begleitete Unterminierung der Selbstherrschaft geschildert. Man kommt bei der Lektüre nicht umhin, an Putin und das gegenwärtige Regime zu denken. Russland scheint die Autokratie trotz der erfolgreichen Revolution von 1917 und dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 nicht abschütteln zu können. Lesen Sie hier die Besprechung dieses herausragenden historischen Werks. ***** Zitat & Kommentar # 15 zeigt mit einer Passage aus «Der sterbliche Gott», wie sich schon das Russland der 1880er Jahre von westlichen Werten abzugrenzen versuchte.
Weiterlesen
22.11.2024.
#23
Griechischstunden
Es ist ein Kammerspiel von tiefem Ernst, das uns die Trägerin des Literaturnobelpreises 2024 mit «Griechischstunden» vorführt. Einer Frau brechen alle Selbstverständlichkeiten weg, bis hin zum Verlust des Sprachvermögens. Ein Mann verliert allmählich den Kontakt zur Aussenwelt. Han Kang erzählt in leisen Tönen, wie sich die beiden begegnen, und inmitten von Verzweiflung ein neuer, gemeinsamer Aufbruch möglich scheint. Erfahren Sie jetzt in «Buch im Fokus» mehr von dieser ungewöhnlichen und ergreifenden Liebesgeschichte, die die Randzonen der menschlichen Existenz erkundet. PS: Bitte beachten Sie auch die soeben im Blog publizierte Besprechung von Han Kangs „Menschenwerk„
Weiterlesen
08.11.2024.
#22
Der vorige Sommer und der Sommer davor
Peter Kurzeck ist ein Schriftsteller, der die kleinen Dinge des Alltags zum Leuchten bringt. Wenn der Ich-Erzähler unterwegs ist, dann will er alles aufzeichnen. Die Intensität seiner Wahrnehmung lassen auch grau-triste Frankfurter Ausfallstrassen interessant erscheinen, oder den Schulweg der Tochter. «Der vorige Sommer und der Sommer davor» beschreibt den Frankfurter Alltag und den Urlaub in Südfrankreich, den der angehende, erfolglose Schriftsteller mit seiner kleinen Familie verbringt, die später auseinanderbricht. Umso intensiver sind die Erinnerungen an diese Sommer. Das Buch ist Teil des grossen autobiographischen Romanzyklus’ «Das alte Jahrhundert», der in der neuen Lesegruppe Peter Kurzeck : Lesart blog Band für Band diskutiert wird. ********* «Zitat & Kommentar» #14 zeigt an einem Beispiel, wie Peter Kurzeck einen unscheinbaren Moment in seiner Prosa bannt.
Weiterlesen
25.10.2024.
#21
Long Island
Eine Frau, verheiratet, zwei Kinder im Jugendalter, ein geregeltes Leben in einer amerikanischen Kleinstadt nahe New York, gerät unversehens in einen emotionalen Tsunami, der ihr Leben auf den Kopf stellt, sie in ihre irische Heimat zurückführt und unerledigte Dinge aus ihrer Vergangenheit an die Oberfläche spült. Der neueste Roman „Long Island“ von Colm Tóibín ist ein grandioser Streifzug durch die Untiefen und Verstrickungen der menschlichen Psyche.
Weiterlesen