Buch im Fokus

07.07.2024. #13

Alte Meister

Hinweis in eigener Sache: Ganz unten auf der Startseite von lesart.blog findet sich neu eine Anleitung Lesart.blog_Manual_Juli-2024.pdf, wie registrierte Nutzer:innen lesart.blog aktiv nutzen können. Wir freuen uns über jede Besprechung und jeden Kommentar! Wunsch, ein Buch auf lesart.blog zu besprechen oder eine eigene Lesart-Gruppe zu starten? Bitte Email an info@lesart.blog.********** Jetzt aber zum neuen Buch im Fokus: Seine Tiraden und Beschimpfungen haben den österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard über viele Jahre zu einem Favoriten des Feuilletons gemacht. Allmählich ist es aber etwas ruhiger geworden um den grossen Grantler, der Pulverdampf hat sich verzogen. Wir besichtigen heute Bernhards spätes Prosawerk «Alte Meister», eine immer noch lohnenswerte Lektüre, wie sich zeigt.********** Und auch in Zitat & Kommentar #10 geht es um Thomas Bernhard, und um die «Frage des Augenblicks».
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15.06.2024. #12

Im Menschen muss alles herrlich sein

«Im Menschen muss alles herrlich sein» ist ein Roman über Mütter und Töchter und gibt tiefe Einblicke in die (post-)sowjetische sowie in die bundesdeutsche Gesellschaft. Sasha Marianna Salzmann porträtiert mit grossem Einfühlungs- und Sprachvermögen vier Frauen, die den Zeitläufen ausgeliefert sind und um Orientierung und Selbstbestimmung ringen.  Über weite Strecken spielt das Geschehen in der heutigen Ostukraine, verschiebt sich dann – nach der Emigration der Protagonistinnen – nach Jena und Berlin. Die gewaltvolle Beziehung des Kremls gegenüber der Ukraine wird immer wieder mal thematisiert, und vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Krieges liest man die entsprechenden Passagen sehr hellhörig. Doch die Vielschichtigkeit der Erzählung eröffnet viele weitere Gedankenräume. ***************   In Zitat & Kommentar #9 geht es um „Nebensachen“ und einen sehr kurzen Satz von Elias Canetti.
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24.05.2024. #11

Erinnerungen an ferne Berge

Der Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk hat früh in seiner Karriere einen wichtigen, schmerzlichen Entscheid getroffen: er hat zugunsten des Schreibens auf die Malerei verzichtet. Aber ganz unterdrücken liess sich der Impuls zu malen nie, vielleicht kommt er auch im obsessiven Fotografieren Pamuks zum Ausdruck. Im Skizzen-Tagebuch «Erinnerungen an ferne Berge» kombiniert er nun Bild und Wort aufs schönste. ******** –  Auch Zitat & Kommentar #8 beschäftigt sich mit einem Nobelpreisträger: Wir stellen an seinem 83. Geburtstag die Frage, was Bob Dylans Song-Helden zu immer neuen Aufbrüchen treibt.
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27.04.2024. #10

Grenzfahrt

In «Grenzfahrt» evoziert Andrzej Stasiuk in dichter Prosa eine ostpolnische Flusslandschaft, die vom Grauen des (2. Welt-) Krieges beherrscht wird. Aufgerieben zwischen der deutschen und russischen Front die Polen, die sich unter der Besatzung zu organisieren versuchen. Stasiuk erzählt kleine, berührende, oft aber auch brutale Episoden. Im Hintergrund werden existenzielle Fragen verhandelt: Was macht der Krieg mit den Menschen? Wo findet man Orientierung, wenn die althergebrachte Ordnung zusammenbricht?   Zitat & Kommentar #7 zeigt, wie der grosse Romanschriftsteller Leo Tolstoi im Alter mit der Welt und mit sich ins Gericht geht, und darüber aber nie seinen Wissensdurst und seine Neugierde verliert.
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08.04.2024. #9

Lektionen

Immer wieder reflektiert der britische Autor Ian McEwan in seinen Romanen Themen, die die Gesellschaft gerade beschäftigen. Ausgangspunkt der 2022 erschienenen «Lektionen» ist ein sexueller Missbrauch, den Roland Baines als Schüler in den frühen 1960er Jahren erleidet. Inwieweit prägt die Erfahrung das krisenanfällige (Liebes-) Leben des Helden? Zentrale Frage im Hintergrund dieses vielschichtigen Romans, der entlang der Biographie Baines’ auch einige markante zeithistorische Ereignisse verhandelt.   – Zitat & Kommentar #6 gibt einen kleinen Einblick in den umfangreichen Briefwechsel Sigmund Freuds mit seiner Braut Martha Bernays.
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24.03.2024. #8

Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen

Die Kabbala, das «Überlieferte», ist eine ursprünglich zutiefst esoterische Spielart der jüdischen Mystik; heute gibt es interaktive Webinare wie Tikkune Healing Workshop: Being Present (kabbalah.com), in dem jedermann mehr erfahren kann über den Heilungsprozess des Tikkun, um seine «Negativität zu überwinden» und «seine Seelenidentität zu erkennen». Veranstalter des Kurses ist das Kabbalah Center https://www.kabbalah.com/de/ , das in Popstar Madonna eine prominente Anhängerin hat.   Was hätte wohl Gershom Scholem zu solchen Angeboten gesagt? Er hat die Geschichte der jüdischen Mystik als erster einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen und sie als wichtiges, integrales Element des jüdischen Glaubens etabliert. Wir stellen heute, an Purim (Purim – Wikipedia), einem jüdischen Festtag der Freude, «Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen» vor, worin Scholem wissenschaftlichen Anspruch mit didaktischem Geschick verbindet; auch für den Laien ist die Lektüre ein Gewinn.
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09.03.2024. #7

Das ist Alise

2023 erhielt der Norweger Jon Fosse den Literatur-Nobelpreis. In seiner Nobel Prize Lecture https://www.nobelprize.org/prizes/literature/2023/fosse/lecture/ skizziert er, was Schreiben für ihn bedeutet: zu hören. Und der Stille Ausdruck zu geben. “And what do you hear then, if you listen closely enough? You hear the silence.” Sein eigenwilliger, auf den einfachen Ausdruck bedachter Prosastil ist unspektakulär, aber von grosser Dringlichkeit und existenziellem Ernst. Aus dem umfangreichen Werk Fosses stellen wir heute die Novelle «Das ist Alise» vor. In Zitat & Kommentar #4 geht es ums Zaubern bei Ludwig Hohl.
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23.02.2024. #6

Der Gang vor die Hunde

In eigener Sache: Wir freuen uns, die Kooperation mit unserer Partner-Buchhandlung Labyrinth (Basel) zu vermelden. Unterhalb des Buch-im-Fokus – Covers gelangt man über den «Bestellen»-Knopf in den Labyrinth-Webshop. – Im Banner auf der Startseite findet sich ein Aufruf zur Mitarbeit an lesart.blog; wir sind dankbar für jegliche Form der Nutzung des Blogs, oder auch, wenn sich die Gelegenheit ergibt, für die Streuung des pdf-Flyers. Auch über Feedback an info@lesart.blog freuen wir uns. Jetzt aber zum heutigen Buch im Fokus: Am 23. Februar 1899, vor 125 Jahren, wurde Erich Kästner in Dresden geboren. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, hatte sich der mittlerweile in Berlin lebende Kästner als gesellschaftskritischer Lyriker und Essayist sowie als Kinderbuch-Autor einen Namen gemacht. Seine Bücher wurden von den Nazis als «antideutsch» diffamiert und verbrannt. Kästner blieb aber in Deutschland und konnte zunächst– unter Pseudonym – auch weiter publizieren; er arrangierte sich in gewisser Weise mit den Machthabern. Die vor kurzem erschienene Biographie «Der doppelte Erich» von Tobias Lehmkuhl nimmt diese Phase im Leben Kästners kritisch unter die Lupe. – Heute ist der 1974 verstorbene Kästner am ehesten als Verfasser von «Emil und die Detektive», «Das doppelte Lottchen» oder «Das fliegende Klassenzimmer» bekannt. Kästner hat...
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12.01.2024. #5

Kopfkissenbuch

Wir rücken einen sehr alten Text in den Fokus, der einem die einmalige Gelegenheit gibt, sich mit geringem Aufwand einer Gesellschaft in grosser räumlicher und zeitlicher Entfernung anzunähern. Das «Kopfkissenbuch» der Hofdame Sei Shonagon reflektiert das Gebaren am japanischen Kaiserhof um das Jahr 1000, zuweilen kritisch oder spöttisch. Einige Passagen weisen autobiographische Züge auf und geben Einblick in ihre Karriere am Hof. Das Verhalten des Adels unterliegt subtilen Regeln, die teilweise schon sehr exotisch anmuten. Die vielen zumeist kurzen Kapitel zu einer Vielzahl von Themen sind prägnant und unterhaltsam; und die zahlreichen Fussnoten in der schön gestalteten Ausgabe erleichtern den Zugang zur höfischen japanischen Welt der Heian-Periode. (Hier das Buch bestellen: Kopfkissenbuch | Buchhandlung Labyrinth – (buchhandlung-labyrinth.ch)) Zitat & Kommentar #2 widmet sich einer lapidaren Notiz der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson auf einem Briefcouvert. Es geht um Tatsachen und Träume.
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18.12.2023. #4

Entangled Life

Die Pilzsaison ist längst vorüber. Zeit, sich hinter dem warmen Ofen einem Buch über die Lebewesen zu widmen, die lange den Pflanzen zugeordnet wurden, nach heutigem Verständnis neben Pflanzen und Tieren aber ein eigenes Reich bilden. Merlin Sheldrake taucht in «Entangled Life» tief in dieses Reich der Pilze ein, über das wir immer noch relativ wenig wissen, obwohl Pilze seit Urzeiten eine tragende Rolle auf unserem Planeten spielen: Immerhin weist das älteste bisher bekannte Pilzfossil ein Alter von 715 bis 810 Millionen Jahre auf: Pilze sind älter als gedacht – wissenschaft.de Pilze waren die ersten Organismen, die die Erde besiedelt haben; sie sind aber mit späteren Lebewesen, unter anderem auch dem Menschen, vielfältige Kooperationen eingegangen. «Entangled Life» ist nicht nur für Pilzsammler eine horizonterweiternde Lektüre. Deutsche Ausgabe: https://shop.buchhandlung-labyrinth.ch/catalogue/verwobenes-leben_27639636  
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