City of Girls
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Besprechung
Gaby K.
„Du wirst immer wieder Dummheiten begehen, aber begeh sie mit Begeisterung.“ Colette
Könnte auch der Untertitel des Buches sein.
[…] ans Dasein klammerte wie eine Seepocke an einen Schiffsrumpf
Kennt Ihr diesen Ausdruck? Ich frage mich, ob das eine englische Redensart ist?
Was war ich denn für ihren Vater?
Nur er hätte diese Frage beantworten können. Und da er sich entschieden hatte, nie mit seiner Tochter über mich zu sprechen, steht es mir nicht zu, Angela zu erzählen, was ich für ihn war.
Ich kann allerdings erzählen, was er für mich war
Kann man von jemand anderem sagen, was man für ihn war?
Das ist die Begründung, warum Vivian sich im Buch immer an Angela wendet (schreibt sie ihr oder erzählt sie es ihr eigentlich?)
…Vassar College…
Ich war 2018 in Poughkeepsie (dort liegen Verwandte von mir auf dem Friedhof) und wir haben auch das Vassar-College und sein entzückendes kleines Kunstmuseum besucht!
Wie viele Bücher muss man lesen, um zu beweisen, dass man Bücher lesen kann?
Ja, wie viele? Und was bedeutet es eigentlich, Bücher lesen zu können?
Meine Mutter hatte keine Ahnung, was sie mit mir anstellen sollte.
[Vater] Er war Industrieller und Isolationist.
[Bruder Walter] Walter hatte noch nie etwas Verantwortungsloses getan. Von seinen Mitschülern im Internat war er derart respektiert worden, dass er den Spitznamen – und das denke ich mir nicht aus – der Botschafter erhielt.
Die Beschreibung ihrer Familienmitglieder in wenigen Worten. Macht ihre Familienmitglieder nicht gerade sympathisch.
Das Stichwort Isolationist habe ich noch in Wikipedia nachgeschlagen, denn mir war nicht klar, dass das eine politische Haltung war.
Meine Grossmutter war eine grosse, leidenschaftliche, alternde Kokette mit mahagonibraun gefärbtem Haar, die sich in einer Wolke aus Parfüm und Klatsch durchs Leben bewegte und sich kleidete wie eine Zirkusvorstellung.
[…] wie der Rest der phantasielosen Menschheit, sondern „Rosenasche“, „Korduan“ oder „della Robbia“.
Für für mich entsteht ein klares Bild von Grossmutter Moris, das sich mit der Aufzählung der Farben ergänzt.
Korduan – musste ich nachschlagen – ist ein Leder (und rot war es vor allem in mittleren Osten) und della Robbia – kommt wohl von der florentinische Bildhauerfamilie des 15. und 16. Jahrhunderts, die berühmt wurde durch ihre glasierten Ton-Reliefs. Ob diese rot waren, konnte ich nicht rausfinden…
Meine Grossmutter huldigte dem Mammon; an welchem Punkt wurde er „abscheulich“?
Warum macht Newport jemanden „abscheulich vermögend“?
Die Rettung nahte in Gestalt einer kleinen, silberhaarigen Frau in bescheidenem grauem Kostüm, die auf ich zusteuerte wie ein Bernhardiner auf einen verschollenen Skifahrer – mit entschlossener Konzentration und der ernsten Absicht, Leben zu retten.
Der Schweizer Rettungshund passt hier nicht ganz rein. Und dass die Amerikanerin Gilbert hier dieses Bild gebraucht, ist ungewöhnlich.
Die Rettung nahte in Gestalt einer kleinen, silberhaarigen Frau in bescheidenem grauem Kostüm, die auf ich zusteuerte wie ein Bernhardiner auf einen verschollenen Skifahrer – mit entschlossener Konzentration und der ernsten Absicht, Leben zu retten.
[…]
Ich kannte diesen Typ Frau aus dem Internat; sie wirkte wie eine Jungfer, die Ovomaltine zum Abendessen trank und für mehr Lebenskraft mit Salzwasser gurgelte.
Der Schweizer Rettungshund passt hier nicht ganz rein. Und dass die Amerikanerin Gilbert hier dieses Bild gebraucht, ist ungewöhnlich.
„Mit Ovo kannst Du es nicht besser, aber länger…“
Zweimal ein Schweizer Bezug?
„Wie lange ist arbeiten Sie schon für meine Tante?“ fragte ich sie. „Seit Moses Windeln getragen hat“.
Erinnert mich daran, dass mein Vater von lang vergangenen Zeiten immer gesagt hat: als das Tote Meer noch lebte.
Als wir am Times Square vorbeikamen, spuckten Kunstlichtgebirge Lava aus weissglühenden Nachrichten und Werbeslogans aus.
(Formulierung gefällt mir.)
Das war schon 1940 so?
Wir bogen in die Forty-first Street ein, zwischen Eight and Ninth Avenue. […]
Das Lily war ein grosser, schwerer Kasten, dessen Stil ich mittlerweile als Jugendstil erkenne, aber der mit damals einfach überladen vorkam.
Das ist beim Hinterausgang von Port Authority (wurde 1950 gebaut). Wirklich keine schöne Strasse…
Und Jugendstil war wohl eher Art Nouveau (remember Nancy) und es könnte so ausgehen haben.
Ihr kastanienbraunes, mit grau durchwirktem Haar war unvorteilhaft kurz geschnittenen, was ihr eine gewisse Ähnlichkeit mit Eleanor Roosevelt verlieh, nur mit schönerem Kinn.
Eleanor Roosevelt ist eine faszinierende Frau. So ist mir Peg schon von vorneherein sympathisch. Und so schlimm finde ich das Kinn von E.R. gar nicht!
Es war sicher keine Einbildung, dass Olive die Worte „anhaltende Zuneigung“ aussprach, wie jemand anderes „hartnäckiger Ausschlag“ sagen würde.
Unterstellung von Vivian, wie Olive diesen Billy sieht, respektive, dass sie ihn nicht mag.
(Ich zeige lieber hübsche Beine statt schlechten Shakespeare)
Das sollten ab und zu sich auch andere Intendanten und Regisseure überlegen…
(Mr. Herbert…) „Was genau macht ein Presseagent“, fragte ich ihn einmal. „Wenn ich das nur wüsste“, gab er zu Antwort.
Vielleicht hätte es dem Lily Playhouse auch geholfen, wenn Herr Herbert gewusst hätte, was ein Presseagent macht!
Jeden Morgen köderte ich ihn mit einer fröhlichen Begrüssung, nur um seine schwermütige Antwort zu hören, die täglich wechselte.
„Guten Morgen, Mr Herbert!“ sagte ich.
„Darüber lässt sich streiten“, antwortete er vielleicht.
Oder an einem anderen Tag: „Guten Morgen, Mr Herbert!“
„Das will zur Hälfte gelten lassen.“
Oder: „Guten Morgen, Mr Herbert!“
„Was noch zu beweisen wäre.“
Oder: „Guten Morgen, Mr Herbert!“
„Dem Anlass vermag ich nicht zu entsprechen.“
Oder, mein absoluter Liebling: „Guten Morgen, Mr Herbert!“
„Ach, sind wir jetzt Satirikerin?“
Die eine oder andere Antwort könnte man sich merken.
Er war die Sorte Mann, dessen Gesicht man selbst dann vergisst, wenn man direkt vor ihm steht und ihn ansieht.
Es gibt wirklich solche Menschen, resp. Gesichter
Welch schlechte Angewohnheit von dir, immer recht zu haben. Ich wünschte, du würdest das lassen.
Es gibt so Leute, die immer Recht haben – und die können wirklich nerven. Und dann gibt es noch diejenigen, die meinen immer Recht zu haben 😉
„Ich habe keinen Kaffee gefunden, und die Idee von Kaffee ohne Koffein war mir unerträglich“, erklärte Billy, „deshalb habe ich mich für einen Scotch entschieden.
Je älter ich werde, desto eher werde ich auch warm mit Kaffee ohne Koffein (vor allem gegen Abend…). Aber ich habe mich noch nie für einen Scotch anstatt eines Kaffees entschieden, vielleicht sollte ich das mal versuchen 😉
[…] Wir respektieren einander, was auszugleichen vermag, dass wir einander nicht leiden können.
So geht es einem doch immer mal wieder…
„Wie geht es deinen Eltern, Vivian?“, fragte Billy. „Deine Mutter und dem Schnurrbart? Ich konnte sie immer gut leiden. Nun, zumindest deine Mutter. Die ist wirklich beeindruckend. Sie gibt sich grosse Mühe, über niemanden ein freundliches Wort zu verlieren, aber ich glaube, sie mochte mich auch. Aber frag sie bloss nie. Aus purem Anstand wird sie es abstreiten müssen. Mit deinem Vater bin ich nie warm geworden. Solch ein steifer Mann. Ich habe ihn immer den Diakon genannt…
„über niemand ein freundliches Wort zu verlieren“ – was für eine Beschreibung und dann noch „der Diakon“. Das Bild der Eltern wird immer unsympathischer.
Die Jugend ist ein unersetzlicher Schatz, und das einzig Anständige, was man mit einem unersetzlichen Schatz tun kann, ist ihn zu verschwenden.
Es steht mir in meinem Alter und ohne Kinder nicht zu, darüber etwas zu sagen – zur Jugend heute. Aber eigentlich hat es was, oder?
„Einen Haufen Mist. Alles, was ich schreibe, erhält den Stempel KBI – Keine Bedeutung intendiert. […]“
Das passt doch sehr gut ins Lily Playhouse.
„Sehr witzig, aber da du fragst – nein. Hier läuft das so: Ich versuche, mich zu betrinken, und Olive versucht, es zu verhindern. Das ist ein gutes Arrangement für ich. Ich bin mir nicht sicher, was Olive davon hat, aber ich bin schrecklich froh, dass sie da ist und den Wachhund gibt.“
Und auf der nächsten Seite:
[…] „Aber ohne Olive bin ich aufgeschmissen, Billy, Das weißt du. Sie ist unverzichtbar.“
[…]
Ich brauche Olive.
Schön zu lesen, dass Peg weiss, was sie an Olive hat. Aber die Frage, was Olive davon hat, ist berechtigt.
[…] Aber entscheidend ist, in Zukunft nicht auf ihn zu zählen. Und mit Zukunft meine ich ‚morgen‘ oder ‚in einer Stunde‘ – denn man weiss nie, wann er das Interesse verliert und sich in Luft auflöst. Billy mag es nicht, wenn man mit ihm rechnet. Falls ich je meine Ruhe vor Billy haben will, muss ich ihm nur sagen, dass ich ihn ganz dringend für etwas brauche, und schon wird er zur Tür hinausstürmen und sich die nächsten vier Jahre nicht blicken lassen.“
Also das absolute Gegenteil von Olive – der Treuen.
„Der Trick bei Komödien besteht darin“, sagte Billy, „sie nicht komisch zu spielen. Versuch nicht, lustig zu sein. Mach es einfach auf diese unangestrengte Art und Weise, die euch Briten eigen ist. Ihr verschluckt doch sowieso immer den halben Text, als wäre er völlig unwichtig…“
Darum ist der englische Humor so brillant!
[…] Billy Buell ist einer der weniger Männer, der nicht nur behauptet, Frauen zu lieben, sondern einer, der es tatsächlich tut.“
[…]
„Aber Billy mag Frauen wirklich, ob er sie nun erobert oder nicht…“
[…]
„Er ist frei“, sagte sie schliesslich. „Dir werden im Leben nicht viele Menschen begegnen, von denen man das sagen kann, Vivian. Er ist jemand, der macht, was er will…“
Um machen zu können, was man will, braucht es allerdings wohl das Geld, dass Billy nebenher hat (aus Newport…)
Billy setzte sich aufrechter hin, als er die Stimme des jungen Mannes vernahm, aus der das reinste New Yawk sprach – schlau, grossspurig und sich selbst nicht ganz ernst nehmend.
🙂
Anthony war in Hell’s Kitchen geboren und aufgewachsen.
Cathy – weisst Du noch? Im Juni 2015 haben wir dort gewohnt. Im Ink 48 Hotel. Mit der Press Lounge Rooftop-Bar
Aus Wikipedia:
Hell’s Kitchen grenzt an das Theaterviertel und ist seit jeher die Heimat von Schauspielern und Kunstvereinen. Außerdem ist es ein Zentrum der schwul-lesbischen Subkultur. Die internationalen Restaurants, Bars und Pubs entlang der 8th und 9th Avenue werden vor oder nach den Aufführungen von Besuchern der nahe gelegenen Broadwaytheater, von Touristen des Times Square und von Angestellten aus den Bürotürmen besucht.
Die Herkunft des Namens ist umstritten. Sie könnte auf Umstände hinweisen, unter denen die irischen Einwanderer im 19. Jahrhundert dort lebten. Er könnte aber auch von einem Slum in London abgeleitet worden sein. Oder der Name könnte von einer Gang stammen, die damals dort auftrat… Heute wird in New York eher der Name Clinton verwendet (was ich noch nie gehört habe…).
Aber sie akzeptierte Jim, und bei meiner Mutter würde Akzeptanz immer als Ersatz für Begeisterung herhalten müssen.
Besser Akzeptanz anstellte von Begeisterung als Ablehnung…
Ich sah aus wie ein Rieseninsekt im Strandurlaub, aber ich mochte diese Brille sehr.
Stimmiges Bild von der Sonnenbrille mit der übergrossen Fassung.
„Es wäre mir ein Graus, wenn meinen Tochter Demokratin werden würde.“
[…] Wie sich rausgestellt hat, lassen sie registrierte Demokraten nicht in die Anarchistische Partei.“
‚Veerbt‘ sich die politische Einstellung eigentlich? Was man so aus den USA hört, ist dem wohl so. Aber sicher nicht nur dort…
Die Antwort von Peg ist aber wirklich witzig, die bringt ja sogar Vivians Mutter zum Lachen.
[…] sobald ich einen Menschen mag, kann ich ihn nur für immer mögen.
Da steht Peg über vielen Menschen. Ich mache die Erfahrung, dass dem nicht immer so ist. Veränderte Lebenssituationen, älter werden, das alles kann dazu beitragen, dass man einen Menschen nicht mehr mag, dass er einem unwichtig wird.
Und versucht Dich nicht immer gleich zu verloben, Vivvie. Das kann zur Ehe führen, wenn man nicht aufpasst.
🙂
Im todgeweihten Umkreis dessen, was einmal der hässlichste Busbahnhof der Welt werden würde…
Wie treffend. Es ist wirklich der hässlichste Busbahnhof, den ich kenne.
(Wie ich einmal zu Marjorie sagte: „Die einzigen Dinge, die ich gut beherrsche, sind Sex und Nähen“. Worauf sie entgegnete: „Na ja, Schätzchen – wenigstens machst du das Richtige davon zu Geld.“)
Na ja – das Buch hält nur knapp das Gleichgewicht…
Er sah sich gerne Bücher an, aber sie durften nicht zu unheimlich sein. (Der schweizerische Robinson: Zu unheimlich.)
Der schweizerische Robinson? Ich wusste gar nicht, dass es noch einen anderen gab, wie der von Daniel Defoe. Aber tatsächlich: eine Adaption des Romans Robinson Crusoe von Daniel Defoe. Der Berner Stadtpfarrer Johann David Wyss verfasste die Geschichte in den Jahren 1794 bis 1798 und erzählte sie seinen vier Kindern. Einer seiner Söhne, Johann Rudolf Wyss, hat sie dann für die Veröffentlichung vorbereitet (Wikipedia)
Mein Name ist Frank Grecco.
Es dauert 419 Seiten, bis der Vater von Angela, an die Vivian all diese Seiten über Ihr Leben geschrieben hat, endlich auftaucht!
Kennt Ihr „How I Met Your Mother“? Da muss man auch 8 Staffeln à 23 Folgen durchsehen, bis endlich die Mutter auftaucht…
Ich habe festgestellt, dass man den Tod eines älteren Menschen nur begrenzt als „tragisch“ betrauern kann, wenn dieser Mensch ein erfülltes Leben hatte und das Glück, von seinen Lieben umgeben zu sein
„Tragisch“ ist sicher das falsche Adjektiv für diese Situation. Allerdings frage ich mich, warum Gilbert das hier überhaupt aufbringt.
„Ein Obi?“ Dein Interesse war geweckt.
„Ein förmlicher japanischer Gürtel….“
Ich habe einen Freund, der Obis sammelt. Wunderschöne japanische Textilkunst!
(Zitat aus Wikipedia zu Obi: Sowohl in seiner Machart als auch in der Wahl des verwendeten Textils und seinem Ausmaß übertrifft der Obi häufig die Auffälligkeit des Kimonos darunter)
Ich erzähle Dir das alles, Angela, weil ich dir meine Freundschaft anbieten will, solltest du Verwendung dafür haben.
Kann man jemandem so die Freundschaft anbieten? Wie Vivian beschreibt, werden es mit dem Älter werden immer weniger Menschen, die „deine ganze Geschichte kannten“ (Seite 488). Hat sie darum Angela ihre Geschichte so akribisch erzählt? Und würde ich anstelle von Angela dieses Freundschaftsangebot annehmen? Wie spannend ist es, einen Menschen kennen zu lernen, von dem man „alles“ weiss?