Fluchtnovelle
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Besprechung
ALLE BESPRECHUNGEN„SIE … es ist auch zu sagen, dass ich damals ziemlich fest gebunden war …
ER … verschiedene Freunde …
SIE … nicht verschiedene Freunde, es war nur einer …
ER … ein Architekturstudent …“
Erinnerungen an die Zeit des Kennenlernens, respektive hier an ein Folge-Treffen in Berlin, nachdem sie die junge Studentin aus der DDR und der junge Student aus der Schweiz in Erfurt kennengelernt hatten. Authentisch wirkende Dialoge, sich korrigierend, ergänzend, fragend.
„ER … an dem Abend haben wir uns verlaufen …
SIE … und uns endgültig ineinander verliebt …“
Zum ersten Mal zu zweit verabredet. Schöne Dialogpassage.
Kapitel „Im Vogelkäfig“
Der verliebte Student sucht nach (legalen) Wegen, seine Freundin in den Westen zu holen. Dabei trifft er auf Anwälte, die später prominent wurden. Horst Mahler (vermutlich) im Westen, und in Ostberlin in diesem Kapitel Wolfgang Vogel, der ebenfalls nicht namentlich genannt wird, aber der Kapiteltitel spricht für sich.
Vogel wimmelt den Studenten erst ab, dann aber eröffnet er ihm, dass es einen kostspieligen Weg gäbe: er müsste DM 50’000.- bezahlen, was für den mittellosen Studenten aber unmöglich ist.
Kapitel 15 „An der Grenze“
Der ich-Erzähler als Kind unterwegs mit den Eltern in Deutschland. Gern hätte man mehr gelesen zu den Eindrücken aus der DDR. Aber klar, das steht nicht in Zentrum der Erzählung, die ausserdem konsequent dem Prinzip Knappheit folgt.
Kapitel 18 „Bierhallenblues“
Jetzt gilt es ernst, aber der junge Student hat noch Zeit, als er in Prag ankommt. Kafkaesk anmutende Irrfahrt, die in einer Bierhalle endet, wo die Männer nur eins tun: schweigend Bier trinken, eins nach dem anderen.
„ER … es war schäbig, wie sie sich verhielten, sie haben mir die finanzielle Unterstützung gestrichen, ab sofort sollten wir auf eigenen Beinen stehen.“
Puh… Flucht geglückt, aber die Eltern des Studenten empfangen die Fremde nicht mit offenen Armen. „Sie hatten sich etwas anderes für mich vorgestellt“, vermutlich eine katholische Ostschweizerin aus gutem Haus. Stattdessen: eine ostdeutsche mittellose Atheistin.