Frau Jenny Treibel
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Besprechung
Moritz T.
„(…) mit Geschmack und Sorglichkeit gekleideten und trotz ihrer hohen Fünfzig noch sehr gut aussehenden Dame (…) ihre Corpulenz (…) ein wenig asthmatische Dame (…) stattliche Dame (…)“
Auftritt Frau Jenny Treibel
„Denn er war zu niedrigen Standes, aus einem Obstkeller in der Spreegasse.“
Jenny erinnert sich an einen Lehrling, der ihr – die sie ähnlich alt war wie er – Blicke zuwarf, aber verlegen wurde, wenn man ihn dabei erwischte. Die Begründung erfolgt wohl aus der Perspektive Jennys, zugleich aber scheint sie absolut gesetzt.
„‚Ein Musterstück von einer Bourgeoise.'“
Professor Wilibald Schmidt, im Selbstgespräch nach dem Abgang Jenny Treibels.
„‚Meine Mutter, wofür ich ihr noch im Grabe danke, war immer für die besseren Klassen.'“
Frau Jenny Treibel, unverhohlen.
„‚Aber er ist ein Politiker.'“
Treibel erklärt, warum er Leutnant Vogelsang eingeladen hat, der es doch so offensichtlich an anderweitigen „Meriten“ fehlen lässt.
„Fünftes Kapitel“
Etwas gar betulich und für’s Publikum gesprochen: Corinna Schmidt legt ihrem Cousin Marcell dar, warum sie einer Heirat mit dem wohlhabenden Leopold Treibel nicht abgeneigt ist, auch wenn sie Marcells Einwände, Leopold sei für sie „zu unbedeutend“, nicht widerspricht. „Aber ein Hang nach Wohlleben, der jetzt alle Welt beherrscht, hat mich auch in der Gewalt (…)“ (p. 62)
„‚Es ist nicht nöthig, dass das Richtige geglaubt wird, aber dass überhaupt geglaubt wird, darauf kommt es an. In jedem Glauben stecken geheimnisvolle Kräfte und ebenso in der Autorität.'“
Rededuell unter den „Waisen“ bei Wilibald Schmidt, der die Gegenposition einnimmt zu der hier von Distelkamp postulierten.
„‚(…) die Commerzienrhätin will nicht.'“
Marcell wirbt um seine kokette Cousine Corinna und hat die Unterstützung von deren Vater Wilibald Schmidt, der auch das schlagende Argument bereit hat, warum Corinna nicht Marcells Nebenbuhler Leopold Treibel heiraten wird, denn das ist Marcells Sorge: die Mutter Jenny Treibel wird das hintertreiben.
„‚(…) und Frau Jenny Treibel hat ein Talent, Alles zu vergessen, was sie vergessen will.'“
Wilibald Schmidt über seine Jugendliebe Jenny, die ihm dann den wohlhabenden Treibel vorgezogen hat. Talent zu vergessen, hübsche Formel.
Treibel und Krola im Gespräch
Treibel denunziert seine Schwiegertochter Helene, und seinen Sohn Otto dazu; warum sollte er das gegenüber Krola so offenherzig tun? Wird hier wieder Richtung Publikum, sprich Leser, gesprochen? – Anmutung eines Theaterstücks.
„Denn sie gingen im Schutz einer Haselnusshecke.“
Leopold eröffnet Corinna seine Liebe auf eine Weise, die einer Verlobung gleich kommt. Für den Moment sind die beiden für die hinter ihnen spazierende Mamma Jenny Treibel unsichtbar, von der Leopold ahnt, dass sie seine Liebes-Ouvertüre nicht goutieren wird. – Der Autor unterschlägt die unmittelbare Reaktion Corinnas, die im nächsten Moment den Bräutigam in spe schon auf den Kampf gegen die mächtige Mama einstimmt.
„Jenny aber war, wie die meisten ohnmächtigen Frauen, doch nicht ohnmächtig genug, um nicht genau zu wissen, was um sie vorging (…).“
Sohn Leopold eröffnet der Mama, dass er sich mit Corinna Schmidt verlobt hat, die natürlich für Jenny Treibel als Schweigertochter nicht in Frage kommt, nicht standesgemäss (da hätte sie ja gerade so gut ihre Jugendliebe Wilibald, Corinnas Vater, heiraten können!).
„‚(…) dass ich froh bin, aus dem Allem heraus zu sein.'“
Corinna will die Verlobung mit Leopold auflösen; allzu lange hielt ihre Dickköpfigkeit nicht vor. Aber sie scheint auch keine Gefühle für Leopold zu haben, er ist ein blosser Spielball. Corinna sieht sich schon aus „dem Allen heraus“, obwohl sie Leopold noch nicht mal berichtet hat, dass sie ihn – entgegen ihrem Versprechen – nicht heiraten wird.
„(…) der Felgentreu’sche der logisch ungeheuerlichste, weshalb ihm ein hervorragender, vom Ausbringer allerdings unbeabsichtiger Lacherfolg zu Theil wurde.“
Jetzt geht es schnell: Corinna und Marcell heiraten, kursorischer Bericht von der Feier, hier von einem missglückten Toast Felgentreus. Gern hätte man allerdings erfahren, wie denn der komische Toast gelautet hat. Das aber verrät der Autor hier nicht.