How Religion evolved and why it endures
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Besprechung
Moritz T.
„In other words, beneath the surface veneer of doctrinal rectitude lurks an ancient foundation of pagan mystical religion.“
„Core message“ des Buches. Wenig überraschend; interessant die Frage, wie sich die Religion der Dogmen auf dieser Grundlage des heidnischen Mystizismus etablieren konnte.
The Mystical Stance
Übersicht über mystische Erfahrungen in diversen Regionen und Zeiten. Dunbar will hier die Omnipräsenz des mystischen Erlebens in den Religionen demonstrieren; er verzichtet (zunächst) darauf, mögliche evolutionäre oder auch nur physiologische Gründe für die (Fähigkeit zur) Trance aufzuführen.
„A study of 21’000 American adults found that those who never attended religious services had a risk of dying during the eight-year-follow-up period that was nineteen times higher than those who went to services at least once a week.“
Natürlich sind solche Studien fragwürdig; vielleicht achten Leute, die auch gern in die Kirche gehen, besser auf ihre Ernährung und treiben mehr Sport, und das sind die eigentliche Gründe für die bessere Gesundheit. Dennoch ist die Zahl eindrücklich, und es scheint wahrscheinlich, dass das religiöse Erleben positive Effekte hat.
„(…) whenever relationships within the community or camp start to become overly fractious, someone calls for a trance dance.“
Die San Bushmen nutzen den Trance-Dance, um Spannungen abzubauen. Gemeinsames Erleben des Ausnahmezustands festigt die Gemeinschaft. Das Leben in Gruppen stellt besondere Anforderungen. Dass Rituale im Kontext eine (kohesive) Funktion haben, leuchtet ein. Wo genau kommt aber die Religion ins Spiel? Ist das intensive Kollektiverlebnis bereits ein Ausdruck von Religiösität (religere= verbinden)?
„There seems to be something that is psychologically very fundamental about the size and stability of a community size of around 150.“
Längere Ausführungen zur für Menschen idealen Gruppengrösse – 150 ist die magische Zahl. Was hat das nun zu tun mit dem Thema des Buches? Auch für religiöse Gemeinschaften scheint sich die Zahl von 150 zu bewähren. Und weiter?
„In animal play, the combination of rapid, vigorous, often jerky movements combined with a great deal of physcial contact, mouthing and rough-and-tumble is about as good a trigger of the endorphin system as it is possible to get. (…) Many human social rituals, and even religious once, have a similar playful ambience.“
Rituale erzeugen ein Gemeinschafts- und Wohlgefühl. Der Ursprung im Spiel und sozialem Umgang leuchtet ein. Warum aber religiöse Rituale?
„Taken together, these various studies suggest that attending a religious service and engaging in the rituals involved does activate the endorphin system, and this enhances the sense of bonding with those with whom one engages in the ritual activity.“
Das gilt allerdings auch für Rituale ohne religiösen Hintergrund. Aber: „(…) the rituals are given meaning by the religious context and this may enhance their effects.“
„First, Moralizing High Gods were a late development (…). Second, preceding this, there was often a long phase of ritual complexity and propitiatory worship based around belief in divine retribution that gave rise to a constant need to mollify the deities involved.“
Auch für die Entwicklung der Religionen ist die Jungsteinzeit ein wichtiger Meilenstein. Dunbar legt grosses Gewicht auf die Grösse der zusammenlebenden Gruppen (von dern Jägern und Sammlern mit vielleicht 30 – 50 Individuen, über Dörfer mit 150 Individuen, bis zu Gemeinschaften von 100’000, oder – vor ca 3000 Jahren – einer Million), die Implikationen hatte für die Form und den Ausdruck der Religiösität.
„A central claim of this book has been that the evolution of religion is underpinned by the mystical stance, a capacity that depends in part on high-order mentalizing skills that appear to be unique to modern humans and in part on the role of the endorphin system in producing trance states in which we experience feelings of intense immersion in a consciousness beyond our own.“
Diese Art von Immersion kann man sich sehr gut – oder noch besser – bei Tieren vorstellen. Und sind nicht auch Schlaf und Träume – auch Tiere träumen, vermutlich – Ausdruck einer solchen Immersion? Für den „mystical stance“ braucht es nun gemäss Dunbar aber zusätzlich mentalizing skills, die den Tieren abgehen. Ist ein mystisches Erleben nur eines, wenn ich es als solches erkenne und bezeichne?
Warum ist die Fähigkeit zum mystical stance wichtig?
- Ausgeprägtes, intensives Bonding
- Religion ist ein Mittel, um sehr grosse Gruppen zusammenzuhalten und ihnen eine Identität zu geben. Je nach Grösse ändert sich dann eben der Ausdruck, aber auch die Aufgabe der Religion.