Lieben
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Besprechung
Moritz T.
Julia_kersebaum
„Aber sie versteht nichts vom Klatschgesang der Vögel.“
Das Ich ist lebensmüde und sucht im Wald einen Ort zum Sterben. Aber so ganz scheint der Abschied vom Leben noch nicht vollzogen. „Ich“ sinnt darüber nach, ob die Sterbebotschaft „sie“ erreicht.
„Wenn Leben und Tod in einer Notwendigkeit zusammenfallen, ist das ein Augenblick von natürlicher Schönheit. Man muss diese Schönheit selbst schaffen. Man muss sich dieser Natürlichkeit unterordnen, man muss sie wählen, wie wenn wir uns im Bett zudecken oder von einer Brücke springen.“
Offensichtlich ist die Rede hier von einem schönen Tod, der aus einem bestimmten Leben resultiert. Aber es heisst: „zusammenfallen“. Auf der einen Seite das Leben, auf der anderen der Tod, und sie sollen in einer Notwendigkeit zusammenfallen, die „Ich“ zu schaffen hat.
„Wir erleben, wenn wir Glück haben, eine grosse Liebe, und ausserdem ein paar kleine Lieben, sagte Susa, auf dem Barhocker sitzend.“
Von der Schwelle zum Tod zurück ins pralle Leben und zu Susa, die ein Begegnungsregister führt, worin unter anderem die (allerdings nur) „ungefähre Länge“ der Phalli verzeichnet ist, die in Messdistanz gelangen. – Es folgt eine reichlich konfuse Rede der „weisen Frau“, von Pansexualität über Kannibalismus und Zivilisationskritik bis zu einer Begegnung mit… Borges.
„Dein ganzes Leben lang, seit deiner Kindheit, hast Du den Gedanken gemocht, Du könntest verschwinden.“
Der nahe Tod als Erfüllung dieses Wunsches. „Schon früher warst Du im Tod. Das war ein guter Ort.“
„Er konnte nicht einfach so verschwinden, ohne den Rasen gemäht, ohne seine Pflicht erfüllt zu haben.“
In seinem besten Kleidern will „Ich“ seinen letzten Gang antreten; ein Nachbar aber fängt ihn ab und erinnert ihn daran, dass er mit Rasenmähen dran ist. Was will man machen?
„(…) so, wie wir die Natur mit fast allen unseren Handlungen stören, dachte Ich.“
ein wenig Bernhard-Sound… „Ich“ wird hier wie ein Name verwendet.
„Er fürchtete nicht den Tod, er fürchtete das Leben.“
Entdeckung auf einer Reise, auf der sich noch einmal verliebt hatte. Jetzt im Zug zwischen Flüchtlingen, denen er überlegt, sein Haus anzubieten. Er tut es nicht. Warum? Er will ja ohnehin sterben, die Flüchtlinge könnte das Haus gut gebrauchen. Dann dieser Satz, quasi als Begründung.
„Er hielt das für einen schönen Gedanken: Vom Besten im Leben fortsterben.“
‚Ich‘ ist verliebt in Aka, „aber sein Beschluss war gefasst.“
„(…) der Text floss über die Seiten, Blatt um Blatt in einer ornamentalen Sprache (…)“
Nachdem Vali ihn verlassen hatte, ergibt sich ‚Ich‘ dem Alkohol; was er scheibt, kann er selbst nicht mehr lesen.
„War der Tod schön? War der Tod hässlich? War der Tod böse? War der Tod gut? War der Tod nichts von all dem, war der Tod nichts? Nichts!“
Fragen über Fragen,
„Unaufhörlich wurde er vom üblen Verhalten und der Untreue seiner Frau gequält, von ihren Lügen und ihrem unzulänglichen Sprachgebrauch.“
Etwas unvermittelt die Erinnerungen an eine unglückliche Ehe, mit einer „vulgären“ Frau, die ihn demütigte.