
No God in Sight
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Besprechung
Moritz T.
Anmerkungen zu einzelnen Stellen
“’Haanh? What came over you? What mischief made you become a bloody Muslim?’”
Eines der dominanten Themen der Erzählung. Muslime als «Outsider» der indischen Gesellschaft. Hier fragt ein junger Mann seinen Urgrossvater, warum er konvertiert hatte. Und jetzt indirekt verantwortlich ist dafür, dass der junge Mann sein Heimatdorf verlassen muss.
„In an irrelevant hamlet like Namnagar, even our electricity seems to lack confidence.“
Die Glühbirne will nicht so recht leuchten.
„Trust Suleiman to set off alone and return with a bent old woman in tow.“
Schönes Beispiel, wie der Staffellauf funktioniert. Das letzte Kapitel war aus der Perspektive von Suleimans Grosstante geschildert, die ihm ein schlechtes Gewissen eingeredet hat, er sei schuld an Urgrossvaters Tod gewesen – er kann die Verwandte jetzt nicht allein lassen. Wir haben erfahren, dass Suleiman nach Mumbai gehen will, zu der Frau, die er liebt. Das neue Kapitel beginnt nun verheissungsvoll aus der Perspektive dieser geliebten Frau, Nilofer.
«When Nawaz-saab finally managed to sit down, I believe all three of us considered it a personal accomplishment.”
Witzig. Nawaz ist ein zweifelhafter Teilzeit-Urdu Lehrer im zu grossen Anzug seines Vaters, der sich mit Betel stärkt vor den Lektionen. Offenbar leidet darunter seine Koordinationsfähigkeit. Hier kommt er stolpernd bei seinem Schüler an, der sich rasch in den Humanities weiterbilden will, damit seine Pynchon-lesende Freundin ihn nicht verlässt.
“Could I also find something to look forward to other than the shop, a cricket match, or the next meal? Is there really a way out of this nothingness?”
Der Vater des momentan bildungsbesessenen Abhay hat seine Routinen, sonst nichts. Er hat die Liebe zu Frau und Kinder ersetzt mit «nothingness», und scheint damit zufrieden. – Nicht ganz überzeugend und etwas unvermittelt dieser Satz und seine Überlegung, ob er noch eine andere, reizvolle Beschäftigung finden kann – und dass er sich dann, siehe nächstes Kapitel, wie sein Sohn für Urdu-Poesie interessiert.
“See that fan hanging from the ceiling? The white one in the middle? A few years ago Pawar hanged himself from there. Fortunately, the fan survived.”
Der korrupte Polizist Shedge über den Suizid seines Kollegen Pawar. Vielleicht etwas billig? Hübsch dagegen die Pointe, dass der Ventilator gelegentlich von selbst zu laufen anfängt, Anlass für Shedge nach oben zu schauen und zu fragen: «Pawar, are you still there?». Diese Mini-Episode lenkt den Leser ab von Avantika, die den Polizisten im an sich geschlossenen Polizeiposten hartnäckig angesprochen hatte. Die Überraschung sitzt, als Avantika wieder ansetzt: «’Excuse me? Halvadar?’». Das Glossar klärt auf: Halvadar=Wachmann.