
The Ambassadors
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Besprechung
Moritz T.
„The Catholic Church, for Waymarsh – that was to say the enemy (…) – was exactly society (…) exactly in short Europe.“
Ein Amerikaner in Europa, der sich mit dem alten Kontinent nicht anfreunden kann und ihn mit der katholischen Kirche identifiziert. Freund der Hauptfigur Strether.
Book Second, Kapitel I
Gründliches Interview, das hier Miss Gostrey mit Strether durchführt! Gibt dem Autor die Gelegenheit, das Roman-Ausgangslage im Detail zu exponieren. Strether soll den Sohn seiner Verlobten aus Paris zurück in die USA lotsen, wo er das Fabrikerbe antreten soll.
“All sort of things in fact now seemed to come over him, comparatively few of which his chronicler can hope for space to mention.”
Strether ist sehr angetan von einem samtenen Band, das sein dinner companion, Miss Gostrey, um den Hals zur Schau trägt. Seine Gedanken schweifen in alle möglichen Richtungen. Der Chronist scheint sie alle zu kennen, und nur aus Platzgründen wird das Wiedergabe-Verfahren abgekürzt.
In ignorance she could humour her fancy, and that proved a useful freedom
Miss Gostrey mit einemal nicht mehr erpicht darauf zu erfahren, was denn die Fabrik von Chads Papa produziert. Irgendetwas «Vulgäres». Ob wir Lesenden es erfahren?
«’Because if you get him you also get Mrs Newsome?’”
‘Yes.’”
Für Strether geht es bei dieser Mission, den Sohn seiner Verlobten nach Hause zu holen, um viel. Die Heirat scheint auf dem Spiel zu stehen, wie er in Paris seinem Freund Waymarsh gesteht.
“’If I’m going to be odiously conscious of how I may strike the fellow’, he reflected, ‘it was so little what I came out for that I may as well stop before I begin.’”
Innerer Monolog Strethers, Paradox der sich selbst verstärkenden self consciousness, wenn man sie loswerden möchte.
Strethers erste Begegnung mit Chad in Paris, der ihn und seine Freunde in der Theaterloge überrascht. Er soll sich ein Bild der Situation des Sohnes seiner Verlobten machen und ihn zur Rückkehr in die USA bewegen. Allerdings verlaufen die ersten Treffen mit den Freunden des zunächst noch abwesenden Chads anders, als sich Strether das vorgestellt hatte, es wirkt alles sehr idyllisch und sympathisch. Wovor soll er Chad eigentlich bewahren? Aber vielleicht hat Chad alles so arrangiert für ihn? Das die Vermutung von Strethers Freundin Miss Gostrey. – Jedenfalls fühlt sich Strether bei dieser ersten Begegnung eher unter Beobachtung als dass er Chad beobachten könnte. Keine gute Voraussetzung für seine Mission.
Book Fourth, Kapitel II
Chad ist verändert, darüber ist man sich in seinem Umfeld einig. Und die Zeichen verdichten sich, dass die eine Frau dahinter steckt. Von einem Mutter-Tochter-Paar ist die Rede, das ganze Kapitel lang spekuliert Strether über die grossen Unbekannten, und wie die Beziehung Chads zu ihr oder ihnen aussehen könnte. Vielleicht ergibt sich sogar ein happy end, indem Chad die Unbekannte heiratet und dann zurück in die USA kommt, und sich so Strethers Mission auf elegante Weise erfüllt? Idle conversation, und natürlich drängt Miss Gostrey Strether am Ende dazu, mehr herauszufinden.
„The deep human expertness in Gloriani’s charming smile – oh the terrible life behind it! – was flashed upon him as a test of his stuff.“
Paris, da darf die Kunstszene nicht fehlen, im Bekanntenkreis Chads! Repräsentiert wird sie hier durch den Bildhauer Gloriani, offenbar ein Portrait von Henry James Maler-Freund und Landsmann Whistler. – Strether fühlt sich vom durchdringenden Blick des Künstlers auf den Prüfstand gestellt.
„‚Don’t at any rate miss things out of stupidity.'“
Der ältere Strether zum jungen Bilham. Strether ziemlich überwältigt von den Eindrücken im Pariser Zirkel Chads. Er fühlt, dass er in seinem Leben gewisse Dinge verpasst hat, und es jetzt zu spät ist („der Zug ist abgefahren“).
„‚Well, I can bear almost anything!‘, our friend briskly interrupted. Deep and beautiful on this her smile came back, and with the effect of making him hear what he had said just as she has heard it.“
Dialoge zwischen Mme de Vionnet und Strether, in Andeutungen und Abstraktionen. Strether versucht sich immer noch ein Bild zu machen, was seinen künftigen Stiefsohn Chad in Paris hält. Welche Rolle genau spielt Mme de Vionnet, und welche ihre Tochter? Detektiv Strether scheint im Lauf der Untersuchung dem Zauber des Mutter-Tochter-Paares zu verfallen.
Überlegungen Strether, vor der Ankunft Sarah Pococks
Strether hatte Mme de Vionnet in Notre Dame angetroffen, ein – grosser – Zufall, und einen schönen Nachmittag mit ihr verbracht. Sie danach aber aufzusuchen, verbietet er sich, bis die neuen „Ambassadors“ aus den USA eingetroffen sind, nachdem er quasi versagt hat mit der Mission, Chad zur Rückkehr zu bewegen. Strether möchte sich nicht noch stärker involvieren, bevor die neue Gesandte Sarah, die Schwester Chads, das Kommando übernimmt. – James führt uns nur vor, wie Strether imaginiert, dass Sarah ihn wie einen unfolgsamen Schulbub nach Woollett, in die USA, zurückbeordern wird. Und deswegen seine Zurückhaltung aufgibt, und Mme de Vionnet aufsuchen will. – Immer wieder werden so Beweggründe, Motive, Hintergründe im Detail erläutert.
Book eighth, Chapter II
Ankunft der neuen amerikanischen Delegation in Paris, mit dem Auftrag, den verlorenen Sohn Chad endlich heimzubringen, und auch nach dem Irrläufer Strether zu sehen, der seine Mission offenbar nicht erfüllt.. Intensivierung des inneren Monologs Strethers, der von einem enttäuschenden Dialog mit Jim Pocock, dem Ehemann von Chads Schwester, interpunktiert wird. Strether meint zu erkennen, dass die neu angekommenen Amerikaner die Wandlung von Chad nicht erkennen werden. Es ist gewissermassen auch eine Konfrontation alte und neue Welt, und Strether droht eine Lage zwischen Stuhl und Bank.
„I’ve come because – well, because we do come.'“
Spannungsreiches erstes Meeting von Sarah Pocock und Mme de Vionnet, in der Präsenz von Strether und Waymarsh. Sarah verwahrt sich gegen eine Vereinahmung und Deutung, warum sie in Paris ist, und was sie hier tun will.
Book Tenth, Chapter I
Zwei Nebenfiguren reflektieren hier zusammen mit der Hauptfigur Strether das Geschehen rund um Chad. Erst ist Chads Freund Little Bilham dran, der dann abgelöst wird von Miss Barrace, ebenfalls eine Freundin Chads. Es ist erstaunlich, oder vielleicht auch etwas unwahrscheinlich, bis in welche Verzweigungen das kleine Drama um Chads mögliche Heimkehr in den Schoss der US-Familie den Freundeskreis bewegt. Natürlich gereicht es dem Autor zum Vorteil, der so so das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und Strether (und dem Leser) zu immer neuen Einsichten verhelfen kann.
„‚Fortunate?‘ she echoed again. And indeed she was prepared. ‚I call it hideous.'“
Endlich eskaliert der Konflikt. Strether im Streitgespräch mit Sarah. Er nennt Chads Entwicklung „fortunate“, begründet damit seine Zurückhaltung, Druck augf den jungen Mann auszuüben für die Rückkehr in die USA. Sarah findet die Entwicklung alles andere als „fortunate“. Im Hintergrund geht es aber vor allem um die Haltung Strethers gegenüber Mme de Vionnet, der er – so legen es die Amerikanerinnen aus – den Vorzug gibt gegenüber seiner fernen Verlobten (und Sarahs Mutter), Mrs Newsome.
„‚It wasn’t for you they came out, but for me.'“
Strether und Chad, endlich im offenen Gespräch. Es ging Mrs Newsome & Tochter, so meint Strether, gar nicht um Chad, als die Tochter über den Atlantik fuhr, sondern um den (vermeintlich) illoyalen Strether.
„(…) though it was as queer as fiction, as farce, that their country could happen to be exactly his (…)“
Grosser Zufall in der Tat, dass irgendwo dass Chad und Mme de Vionnet im Pariser Umland den selben Ort für einen Tagesausflug nutzen. Fast so gross wie der frühere Zufall, der Mme de Vionnet und Strether in Notre Dame zusammengeführt hatte.
Damit endet ein Tag der Reflexion und der Entspannung für Strether, der dem Leser zum ersten Mal auch einen Eindruck von (französischer) Landschaft und Umgebung vermittelt hatte.